10 Jahre Kernen21

Am 16. Februar 2011 wurde von 12 Interessierten unser Verein zur Förderung eines zukunftsfähigen Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV)“, kurz Kernen21, gegründet. Zur 1. Vorsitzenden wurde Christine Brencher gewählt.

Im Vorfeld der Landtagswahl am 27. März 2011 nahmen wir an vielen Großdemos teil, traten in SWR-Sendungen auf und organisierten viele Infostände, Unterschriftensammlungen und eine Podiumsdiskussion „Großprojekte und Bürgerbeteiligung“ zur Wahl, die mit der Abwahl von Ministerpräsident Mappus, verantwortlich für den „Schwarzen Donnerstag“ im Schlosspark, den Machtwechsel in Baden-Württemberg brachte. Unter anderem die Stimmen der (damals noch sehr zahlreichen) S21-Aktiven machten die Grünen zur stärksten Partei, der ursprüngliche S21-Gegner Winfried Kretschmann wurde Ministerpräsident.

Rückblickend betrachtet waren die damals damit verbundenen Hoffnung auf einen Stopp des Projekts (was die Grünen vor der Wahl noch versprochen hatten) allerdings vergeblich.

Unterschiedlich wurde die Teilnahme an der am 27. November 2011 stattfindende Volksabstimmung innerhalb unserer Gruppe diskutiert. Die darin gesetzten Hoffnungen erfüllten sich nicht, obwohl wir massiv dafür mobilisierten.

Bei unserem Engagement kam aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Monatlich trafen wir uns zu Sitzungen im TV-Heim und organisierten viele Ausflüge und Feste. Siehe Foto. (Forts. folgt)

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10 Jahre Kernen21

Am 16. Februar 2011 wurde unser „Verein zur Förderung eines zukunftsfähigen Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV)“, kurz Kernen21, gegründet. In den kommenden Wochen blicken wir auf das vergangene Jahrzehnt zurück.
Es waren 12 Interessierte, die zu dieser Gründungsversammlung im TV-Heim Stetten zusammenkamen. Sie hatten sich davor beim wöchentlichen „Schwabenstreich“ kennengelernt. Dort trafen sich immer örtliche Aktive aus dem Widerstand gegen den geplanten Kellerbahnhof Stuttgart 21 auf dem Parkplatz vor der Alten Schule in Stetten (siehe Foto), um ihrem Protest gegen dieses Projekt Ausdruck zu verleihen.

Der Hauptgrund für die Gründung war der für alle BenutzerInnen des Nahverkehrs täglich erfahrbare Widerspruch, dass einerseits für ein verkehrspolitisch völlig unsinniges Projekt Milliarden Euro ausgegeben werden, während andererseits die Bahn es nicht schafft, einen S-Bahnverkehr ohne ständige Verspätungen zu organisieren und die gefährlichen Bahnsteige an den S-Bahn-Haltestellen Rom und Stetten-Beinstein zu entschärfen.

Die GründerInnen waren sich einig, sich nicht nur mit dem ÖPNV, sondern auch mit anderen Verkehrsthemen zu beschäftigen, dem Fuß- und Radverkehr und der Barrierefreiheit. (Forts. folgt)

Motorradlärm

Eine ausführliche Zusammenstellung unserer bisherigen Aktivitäten und Veröffentlichungen zum Motorradlärm in der Eßlinger Straße finden Sie auf unserer Webseite www.kernen21.de

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Motorradlärmdisplay: offensichtlich unwirksam

Schon oft berichteten wir über die Klagen, die uns wegen des Motorradlärms in der Eßlingerstraße erreichten. Wir fassten die wichtigsten Aussagen in einem Brief an GR und Verwaltung zusammen. In der Sitzung des VA am 10.12. stand „Motorradlärmdisplay – Auswertung und Ergebnisse“ auf der TO. [Display = elektronische Anzeigetafel]:
100 m nach dem Baumtor befindet sich in einem Begrenzungspfosten ein Messgerät, das Lärmentwicklung in Dezibel (dB) und Geschwindigkeit misst und auf die 70 m weiter stehende Anzeigetafel überträgt. Liegt der Lärmwert unter 85 dB, erscheint ein „Smiley“ [von engl. „smile“ = Lächeln], um den FahrerInnen anzuzeigen, dass sie „anständig“ waren. Sonst erscheint ein Gesicht mit heruntergezogenen Mundwinkeln, was „böse, böse“ bedeutet.
Ergebnis: die Lärmwerte gingen zurück! Im Schnitt um 3 dB.

Für alle AnwohnerInnen von Eßlingerstraße und Umgebung – und auch für alle Menschen woanders im Ort, die aber Luftlinie auf gleicher Höhe wie die Eßlingerstraße wohnen – handelt es sich dabei um ein Wunder. Denn diesen Sommer war es extrem. Es begann Ende April und ging dann bis Ende November. An schönen Wochenenden im 5-Minuten-Takt. Nicht nur Motorräder, auch aufgemotzte Autos. (Weitere Lärmverursacher sind Moto-Cross-Maschinen und Lastwagen). Und dorfeinwärts wird gar nicht gemessen.

Die Tatsache, dass die Lärm-FahrerInnen die Anzeige sehen, mag zu einer Verringerung der gemessenen Werte bei der Meßstelle geführt haben. Aber dann wird halt erst nach der Anzeige voll aufgedreht, bis hoch zur Einfahrt zum Schützenhaus.
In der Sitzung wurde die Anschaffung von 2 weiteren lächelnden Anzeigetafeln beschlossen. Rausgeworfenes Geld. Evtl. hülfen Betonschwellen und 30er-Zone bis Einfahrt Friedhof. Und mehr Kontrollen.

Wir wünschen allen Geplagten ein ruhiges Weihnachten.

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Verschiedenes – S21 / Barierrefreiheit ROM

S21 Umfragewerte im Keller

Die Umfragewerte für die geplante Kellerhaltestelle Stuttgart 21 sind richtig im Keller. Das schreibt die Stuttgarter Zeitung am 3.12 über eine aktuelle Umfrage des Allensbach-Instituts. Auf die Frage, ob rückblickend die Entscheidung für S 21 richtig oder falsch war, antworten 27% mit „richtig“, 40% mit „falsch“. Sind es die ständig steigenden Baukosten, die verschobenen Fertigstellungstermine, die ständigen Behinderungen durch die Baustellen in der Stadt oder gar unsere ständige Aufklärungsarbeit und das Aufzeigen von Alternativen, die zu diesem katastrophalen Ergebnis führten? Entscheiden Sie selbst.

Barrierefreier Bahnhof Rom

Bei einem Lokaltermin letzte Woche am Bahnhof gaben unsere MdLs Paal und Haußmann sowie BM Paulowitsch bekannt, dass der erhöhte Bahnsteig am Bahnhof in Rom nun käme. 2023. Aber nur in Fahrtrichtung Schorndorf. Die vor 3 Jahren gegebene ursprüngliche Zusage der Bahn war für die Fertigstellung in 2021 – für beide Bahnsteige!
Rom wird nun als zweiter Bahnhof von insgesamt 34 im VVS-Gebiet, wo noch nicht barrierefrei sind, ausgebaut. Das ist auch auf die jahrelangen Aktivitäten und öffentlichkeitswirksamen Bemühungen von K21 Kernen zurückzuführen. Vor 5 Jahren berichtete deshalb der SWR schon über das Problem, siehe www.youtube.com, Stichwort „Gefahr an der Bahnsteigkante“.
Nicht zu vergessen der Bahngipfel, den das Ehepaar Würz aus Rom 2019 mit dem BaWü-Bahnchef Krenz vor Ort organisierte. Deren Sohn war am Bahnsteig verunglückt – wie viele andere Fahrgäste auch.
Und wann wird der andere Bahnsteig erhöht?

542. Montagsdemo
K21 Pressesprecher Ebbe Kögel sprach auf der Montagsdemo am 14.12. auf dem Stuttgarter Markplatz. Sein Thema: „Die Mühen der Ebenen lokaler Verkehrspolitik“. Moderation Jürgen Horan. Nachzusehen auf youtube.com, Stichwort „542. Montagsdemo“ eingeben.

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Motorradlärm Esslinger Straße

Die meisten StettenerInnen werden das Problem kennen: sobald die ersten warmen Frühlingswochenenden kommen, steigt der Lärmpegel im Dorf erheblich an – verursacht durch Hunderte von Motorrädern und aufgemotzten Autos, die die Eßlinger Straße als Rennstrecke benutzen. Das geht dann bis in den November hinein.

Die Gemeinde reagierte durch die Aufstellung einer Lärmanzeige 200 m nach dem Ortsende. Und durch den Beitritt zur „Initiative Motorradlärm“ der Landesregierung, zusammen mit Dutzenden lärmgeschädigter Kommunen in BaWü.
Im Mai beschrieben wir im MB die Problemlage für die unmittelbaren NachbarInnen. Und erhielten daraufhin 3 Dutzend überwiegend zustimmende Zuschriften. Die interessantesten Zitate daraus: „Ich danke Ihnen sehr, dass Sie gegen die ungeheure Lärmbelästigung etwas unternommen haben – Einerseits geben wir in Deutschland Milliarden für Lärmschutz an Straßen aus, andererseits ist es legal, Autos und Motorräder künstlich laut zu machen – Wir wohnen in der Bühläckerstraße, am Ortsausgang nach Endersbach ist es deutlich schlimmer wie Richtung Esslingen – Wenn eine Initiative gegründet würde, wir wären dabei – Mit Vorliebe fahren sie dröhnend aus der Ortschaft raus und wieder zurück. Dabei werden sie gefilmt, fahren freihändig usw., viele aus den Kreisen ES und Stuttgart – Die smilenden [lächelnden] Displays [Anzeigen] sind eine Lachnummer für die Krachmacherfraktion – Im Kleinen Feldle sind wir auch von dem bis tief in die Nacht andauernden Lärm betroffen“.

Auch 3 negative Zuschriften gabs: „Ich beurteile Ihre jämmerlichen Aufrufe im Mitteilungsblatt als armseliges Geschmiere um Aufmerksamkeit zu erregen“.

Am Do, 10.12., 19 Uhr, Bürgerhaus, tagt der Verwaltungsausschuss des GR, TOP 4 „Auswertung Motorradlärmdisplay“. Wir schicken den GemeinderätInnen unsere Zusammenstellung.

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……..und kein Ende

Anfang 2021 wird K21 Kernen sein 10-jähriges Jubiläum feiern. Nach wie vor sind unsere Aktiven jede Woche auf der Montagsdemo (TeilnehmerInnen oder Moderatoren), beteiligen sich an der Mahnwache oder schreiben die wöchentliche Rubrik im MB. Nicht nur zu S21, sondern zu vielen anderen Verkehrsthemen, wie Bus- und S-Bahn-Verkehr, Barrierefreiheit und die Zukunft unserer Mobilität.
In diesem Jahrzehnt hat sich der S21 Fertigstellungstermin ständig nach hinten verschoben, die Kosten sind auf das 4-fache gestiegen. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Es wächst zusammen, was zusammen gehört

Letzte Woche schrieb die WirtschaftsWoche, dass ex-EU-Kommissar Oettinger (einst als Ministerpräsident entschiedener Befürworter von S21) in den Aufsichtsrat der Tunnelbohrfirma Herrenknecht wechselt. Herrenknecht hat mit den zu bohrenden S21-Tunneln (insg. 60 km) viele Millionen verdient. Einen kleinen Teil davon spendet er regelmäßig an Herrn Oettingers Tunnelbohrpartei.

Traum-Renten für Ex-Bahnvorstände

Durch eine Anfrage der Linken im Bundestag wurde bekannt, dass die Ex-Vorstände der Deutschen Bahn (DB) im Schnitt pro Monat eine Rente von 20.000 € beziehen. (Insg. 10 Mio € pro Jahr, verteilt auf 42 Bezieher). Das sind die Vorstände, die für die Kostenexplosion bei S21 verantwortlich sind, die die Schulden der DB auf eine neue Rekordhöhe von 28 Mrd. € getrieben haben und die in der ganzen Welt Logistikfirmen zusammenkauften, die jetzt mit Verlust verscherbelt werden müssen. Denken Sie, dass die Herren ein schlechtes Gewissen haben, auch angesichts der Tatsache, dass ihre aktuellen Nachfolger von der Belegschaft ein Corona „Solidaropfer“ verlangen?

Keine Sitzungen

Normalerweise treffen wir uns ja monatlich zu einer öffentlichen K21-Sitzung. Leider ist dies gegenwärtig nicht möglich. Wir hoffen, dass es im Dezember wieder weitergeht.

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Schwäbische Lakoon

Der Schwäbische LaokoonVergangene Woche wurde in Stuttgart, direkt vor dem neuen Stadtpalais (der früheren Stadtbibliothek) an der Konrad-Adenauer-Straße das neue zehn Meter hohe Denkmal des Konstanzer Bildhauers Peter Lenk zu Stuttgart 21 aufgestellt.Es heißt der „Schwäbische Laokoon“.Laokoon? Ist Ihnen wahrscheinlich nicht bekannt. Wir kannten ihn seither auch nicht. Laokoon ist eine Figur aus der griechischen Sagenwelt. Im Krieg zwischen den Griechen und der Stadt Troja warnte er die TrojanerInnen vergeblich vor dem falschen Geschenk des hölzernen Pferdes, mit dessen Hilfe die Griechen schließlich die Stadt erobern und zerstören konnten. Laokoon wurde danach wegen seines Verrats von einer von der Göttin Athene ausgesandten giftigen Schlange getötet.Der Laokoon auf dem Denkmal ist Minischderpräsident (MP) Wilfried Kretschmann, der mit einer ICE-Schlange ringt. (Siehe Foto). Es ist nicht ganz klar, ob Lenk ihn auch als „Verräter“ wie Laokoon darstellen will (der MP war ja mal entschiedener S21-Gegner) oder ob er mit dem Projekt (in Form der ICE-Schlange) ringt.Das Werk des weithin bekannten Künstlers (www.peter-lenk.de) wurde mit 130.000 € Spenden finanziert. Darunter auch namhafte Beträge von K21 Kernen sowie von Einzelpersonen aus unserer Gemeinde. Sie finden deren Namen auf der Tafel neben dem Denkmal, das über 150 bekannte Gesichter von UnterstützerInnen und GegnerInnen des Projekts plastisch darstellt. Ein Besuch lohnt sich.Erst Vergils Darstellung des Mythos in seinem EposAeneis aus dem 1.Jahrhundert v.Chr. istin einer längeren Fassung überliefert. Darin wird die Geschichte Laokoons verlagert und mit dem Trojanischen Pferd verknüpft: Während die Griechen vorgaben, Troja zu verlassen und der Stadt zur Ehrung der Götter ein hölzernes Pferd zu schenken, das in Wirklichkeit jedoch mit griechischen Kämpfern gefüllt war, erkannte Laokoon als einziger den Betrug. Er stieß auf das Pferd mit einem Speer ein; dieser prallte jedoch ab. Daraufhin erschienen zwei von Athene geschickte Schlangen, die Laokoon zusammen mit beiden Söhnen töteten. Die Trojaner meinten darin eine Strafe der Götter für die Entweihung des Geschenkes zu sehen, zogen das hölzerne Pferd in die Stadt und besiegelten damit ihren Untergang.Ein gewichtiger Beitrag zur Landesgeschichte sei’s, das Denkmal von Bildhauer Peter Lenk, schrieb der „Südkurier“ kürzlich. Und tatsächlich bringt die ganze üble Geschichte um Stuttgart 21 eine Menge Kilos auf die Waage und vor allem eine beträchtliche Größe mit: Fastzehn Meter hoch wird der „Schwäbische Laokoon“ in den Himmel ragen, der statt mit Schlangen mit einem sich windenden ICE ringt. Auf seinem Sockel wird demonstriert, eine Tunneltaufe gestürmt und im S-21-Freibad baden die Leut‘. Über dem Kopf des Laokoon schweben die für das Jahrhundertloch mitten in Stuttgart verantwortlichen Manager und Politiker in luftigen Höhen, im „Wolkenkuckucksheim“, wie Lenk es nennt.bildet Szenen rund um das Projekt Stuttgart21 ab, vor allem über den Protest. Peter Lenk erklärte während des Aufbaus: „Der mythologische Laokoon konnte Troja nicht mehr warnen vor dem Trojanischen Pferd. Der schwäbische Laokoon will nicht mehr vor Stuttgart 21 warnen, weil er sich an das Volksbegehren gebunden fühlt.“

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Schwarzer Donnerstag

Vor 10 Jahren: Der Schwarze Donnerstag (3)Heute, Mittwoch, 30. September, jährt sich ein erschreckendes Ereignis in der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 zum 10. Mal: Der brutale Polizeieinsatz im Schlossparkgegen die GegnerInnen des Projekts, die am 30.9.2010 demonstrierten.Darunter waren auch zahlreiche Aktive aus Stetten und Rom, die sich damals gegen diese verkehrspolitisch unsinnige Immobilienprojekt engagierten. Viele wurden von den eingesetzten Wasserwerfern „getauft“ oder auch durch polizeilichen Reizgaseinsatz verletzt. Einige waren am Montag dieser Woche bei einem WKZ-Gespräch. (Siehe WKZ vom Di oder Mi).Die Empörung über das polizeiliche Vorgehen war enorm. Ebenso die Empörung über die Lügen der Verantwortlichen, von der Polizeiführung über die Staatsanwaltschaft bis hin zu Innenminister Rech und Ministerpräsident Mappus (CDU). Rech sprach davon, dass DemonstrantInnen Pflastersteine geworfen hätten – es waren tatsächlich einige wenige Kastanien.Zur Erinnerung gibt es heute, Mi, 30.9. eine große Demonstration unter dem Motto „Ihre Lügen – Unser Zorn“. (Siehe abgebildetes Plakat).17 Uhr: Schweigemarsch vom Schillerplatz zum Hauptbahnhof. Dort 18 Uhr Kundgebung.Es sprechen: Joe Bauer + Dieter Reicherter. Kulturbeiträge: Stefan Hiss + Jess Jochimsen.Und ab 20:15 Uhr die große S21-Dokumentation im SWR-Fernsehen, u.a. mit dem ehem. Polizeipräsidenten Stumpf, der als „Bauernopfer“ für den Einsatz gehen musste

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Zukunft ÖPNV

In der gegenwärtigen Corona-Krise gibt es Gewinner und Verlierer. Zu den Gewinnern gehören zum Beispiel Baumärkte und Firmen, die Garten- und Reinigungsgeräte herstellen. Und die Fahrradindustrie.Zu den Verlierern zählt der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), also Busse und Bahnen.Nach jahrelang steigenden Fahrgastzahlen kam durch Corona der große Einbruch, die Zahlen gingen fast auf Null hinunter. Nun sehen wir zwar, dass die Zahl der Bus- und BahnfahrerInnen wieder zunimmt, aber es wird noch Monate wenn nicht Jahre dauern, bis die Vor-Corona-Zahlen erneut erreicht werden. In den Hauptverkehrszeiten sind Bus und Bahn wieder voll, aber in den Nebenverkehrszeiten können wir des öfteren Busse beachten, die komplett leer durch die Gegend fahren. Es ist zu erwarten, dass einige, vor allem kleinere Busunternehmen, die Krise nicht überleben werden. In unserer Region gab es schon zwei Insolvenzen. Die waren allerdings nicht durch Corona verursacht, sondern durch den ruinösen Wettbewerb, den sich viele, vor allem mittelständische Firmen lieferten, um die vor 2 Jahren erfolgten Ausschreibungen für die hiesigen Linienbündel zu gewinnen. Die seither privatwirtschaftlich, also ohne staatliche Zuschüsse betrieben werden.Zwar gab es diesen Sommer einen staatlichen Corona Rettungsschirm für die Busunternehmen. Aber die Frage ist, wie lange dieser die privaten Busfirmen über die Rundenbringt? Bedauerlich ist der Rückgang der Fahrgastzahlen vor allem für unseren Expressbus X20 von Waiblingen nach Esslingen. Im nächsten Jahr endet die Probephase für die vor 5 Jahren eingeführten drei Expressbuslinien. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit: wird die Linie X20 fortgeführt oder nicht? Deshalb unser Appell: Fahren Sie wieder Bus und Bahn. Auch wenn das ständige Masken-Tragen im Bus nun wirklich keinen Spaß macht.

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Berufsdemonstrant

Eine amüsante Geschichte möchten wir zu unserer Berichterstattung über den Jahrestag des „Schwarzen Donnerstag“ am 30.9.2010 nachtragen.Im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen S21 sprach der damalige Ministerpräsident Mappus in einem „Focus“-Interview am 25.9.2010 davon, dass die Aktionen von „Berufsdemonstranten“ organisiert würden.Einer dieser Berufsdemonstranten schaffte es, staatlich anerkannt zu werden. Er heißt Christoph Mezger, Dipl. Ingenieur bei Zeiss in Oberkochen. Immer montags fuhr er mit demZug von Aalen nach Stuttgart zur Montagsdemo. Denn ihm lag eine umweltfreundliche Mobilität am Herzen. Deshalb regte er sich über Mappus Verleumdungen auf und hatte für dieEinkommenssteuererklärung 2010 eine tolle Idee: In der Anlage N (siehe Foto) gab er als zweite ausgeübte Tätigkeit „Berufsdemonstrant“ und als zweite Arbeitsstätte „Stuttgart Hbfund Umgebung“ an. Seine Beweggründe und die Demonstrationen, an denen er teilnahm, listete er in einem Brief an das Finanzamt fein säuberlich auf. Die Entfernung von 80 km zwischen Wohn- und Demo-Ort machte er als Werbungskosten geltend. Damit überschritt er die Pauschalgrenze von 920 €.Sein Finanzamt hat diese Werbungskosten als gerechtfertigt anerkannt. Seitdem führt Christoph Mezger den Titel „staatlich geprüfter Berufsdemonstrant“.Einen ausführlichen Artikel dazu finden Sie unter www.kontextwochenzeitung.de

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S-Klasse Wohlfühlambiente?

Die neue S-KlasseWohlfühlambiente mit Lounge-CharakterGenießen Sie die folgenden Zitate:„Die klassische Limousine ist mit perfekten Proportionen gestaltet. Die breite Spur und die außenbündigen Räder mit modernen Designs lassen das Fahrzeug muskulös wirken. Die Front beeindruckt mit ihrem statusprägenden Kühlergrill,im Innenraum erreicht der moderne Luxus das höchste Niveau. Die Designer haben ein von Eleganz, Hochwertigkeit und Leichtigkeit geprägtes Wohlfühlambiente mit Lounge-Charakter geschaffen. Mit ihrer neuen Architektur, der modernen Flächengestaltung und der ergonomischen Displayanordnung ist die Instrumententafel ein Highlight.Entdecken Sie ein intuitives Fahrererlebnis auf höchstem Niveau. Das große Head-up-Display in der Windschutzscheibe bringt neueste Anzeigentechnologie direkt in ihr Blickfeld. Ergänzt wird die Augmented Reality Darstellung durch die innovative Instrumententafel mit 3D-Bildschirm. Wählen Sie zwischen Sprachsteuerung oder zentralem OLED Touch-Bildschirm, während das intelligente Infotainment-System MBUX Sie mit der Zeit kennenlernt und in ihrem Sinne mitdenken kann.“Dies sind wörtliche Zitate aus einem Prospekt für die neue S-Klasse von Mercedes-Benz. Haben Sie das Werbetexter-Chinesisch verstanden? Wissen Sie, was eine Augmented Reality Darstellung ist?Und noch viel wichtiger: Brauchen Sie ein derartiges „muskulöses“ Fahrzeug mit 500 PS? Diebilligste S-Klasse kostet 93.000 € (nach oben offen). Werden Sie jemals so viel Geld verdienen, dass Sie sich so ein Auto leisten können? Spitzengeschwindigkeit: 250 km/h. In ganz Europa gelten Geschwindigkeitsbeschränkungen von 120/130 km/h. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dies auch in Deutschland kommt. Wo parken Sie dieses Auto? Im Stau steht es genauso wie ein Seat Leon für 21.000 €.Ist dieser Dinosaurier (Flottenverbrauch 14 l/100 km) unsere Mobilitäts-Zukunft?von Stefan Miete 16.09.2020 Mercedes S-Klasse (2020)

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Die Pirouetten des Professors Gerhard Heimerl zu S21

Ein Beitrag von Oliver Stenzel 15.07.2020 aus KONTEXT Wochenzeitung

So langsam wird es unübersichtlich. Quasi aus dem Nichts wird die Idee eines völlig neuen Gäubahntunnels im Zusammenhang mit Stuttgart 21 in die Diskussion geworfen (Kontext berichtete). Und der offenbart die zwei Jahrzehnte alte, immer wieder ehern von S-21-Befürwortern verteidigte alte Streckenführung als das, was Projektkritiker schon immer sagten: eine komplette Fehlplanung. Und kurz darauf erklärt Steffen Bilger, aus Ludwigsburg kommender CDU-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, schon mal dessen Planung, Umsetzung und Finanzierung durch den Bund für praktisch gesichert, obwohl es noch nicht einmal einen präzisen Streckenverlaufsplan für das neue Vorhaben gibt. Auch im Bundesverkehrswegeplan ist es noch nicht hinterlegt.

Das verwundert viele, offenbar auch vom SWR, von dem Bilger denn auch gefragt wurde, woher er diese Sicherheit nehme und ob der Tunnel nun komme oder nicht. Bilger eiert betont gutgelaunt herum, um dann einzuräumen: Gut, die Wirtschaftlichkeit des Tunnels müsse noch geprüft werden, die Finanzierung bereit gestellt sein, rechtlich alles geprüft werden, „aber das gilt auch für jeden Radweg“.

Zwei Tunnelröhren von jeweils zwölf Kilometern ist auch nichts anderes als einen Radweg zu planen? Das klingt ja beruhigend. Oder beunruhigend für Freunde neuer Radwege, je nachdem. Wenig gewagte Prognose: Das wird noch heiter werden.

Keineswegs „völlig neue Rahmenbedingungen“

Und als wäre das schon nicht genug, meldet sich der Erfinder der S-21-Idee, der emeritierte Stuttgarter Verkehrswissenschaftler Gerhard Heimerl, in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ gemeinsam mit dem früheren Projektkritiker Klaus Amler zu Wort (online kostenpflichtig). Und wirft noch mehr über den Haufen. Nicht nur, dass er den Gäubahntunnel im Prinzip gut findet, er plädiert auch noch für einen (unterirdischen) Ergänzungskopfbahnhof für Stuttgart 21, wie es Landesverkehrsminister Winfried Hermann im vergangenen Jahr vorgeschlagen hat. (Kontext berichtete)

Im zusammenfassenden Text auf der StZ-Homepage liest sich das so: „Der Ergänzungsbedarf rühre von völlig neuen Rahmenbedingungen her, sagte Heimerl jetzt: Von den Zielen, das Klima zu schützen, die Zahl der Fahrgäste im Bahnverkehr zu verdoppeln und einen Deutschlandtakt einzurichten mit Verbindungen zwischen größeren Städten im 30-Minuten-Takt.“

Eine aparte Feststellung: War denn nicht das Versprechen, die Leistungsfähigkeit des alten Hauptbahnhofs zu verdoppeln, in den 1990ern eines der zentralen Argumente für die Stuttgart-21-Station gewesen? Das hatte sich dann zwar nach und nach verringert – bei Geißlers Faktencheck 2010 war nur noch von 30 Prozent mehr Leistung die Rede, und die bis heute in Aussicht gestellten Kapazitäten der Tiefhaltestelle bewerten nicht nur lokale, sondern auch internationale Experten mehr als skeptisch. Doch das jetzige Plädoyer für eine Ergänzung klingt schon sehr nach: S 21 braucht diesen zusätzlichen Halt, damit das, wofür es ursprünglich versprochen wurde, auch eingehalten werden kann. Die projektkritische Gruppe „Ingenieure 22“ spann dies logisch weiter: „Prof. Heimerl gesteht mit seinem neuerlichen Vorstoß … ein, dass seine Ursprungsidee für einen ergänzenden Durchgangsbahnhof in den Händen von Politik und Deutscher Bahn offenbar völlig verunstaltet wurde und letztlich zu einer Fehlplanung missraten ist.“ Aber diese Einschätzung habe „Jahrzehnte Verspätung“.

Der Kombibahnhof war die Ursprungsidee

Tatsächlich kommen Heimerls neuerliche Einschätzungen, wenn man seine Äußerungen der letzten Jahre verfolgt hat, nicht ganz überraschend. Schon 2016 hatte er, auch da schon in einem StZ-Interview zusammen mit Klaus Amler, für einen Ergänzungs-, also Kombibahnhof bei Stuttgart 21 geworben. Knapp fünf Jahre zuvor hatte er, anlässlich der von Heiner Geißler im Stresstest zu S 21 präsentierten Kombilösung, den reinen Durchgangsbahnhof noch als „deutlich überlegen“ bezeichnet. Und 2014 hatte er die bisher geplante Gäubahnführung über die S-Bahnstrecke auf den Fildern vehement mit scharfen Worten kritisiert – nachdem er keine vier Jahre zuvor ebenso vehement die S-21-Gegner für ihre Kritik an eben dieser Gäubahnführung kritisiert hatte. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich Heimerl so oft widersprüchlich zu dem auf seiner Idee beruhenden Projekt geäußert, dass man leicht den Überblick verlieren konnte – oder eben den Eindruck gewinnen, dass es sich hier um einen bei Gelegenheit äußerst wendigen Wissenschaftler handelt.

Woran kein Zweifel besteht: Am Anfang von Heimerls Idee stand ein Kombibahnhof. Mitte der 1980er entwickelte er das Konzept eines Durchgangsbahnhofs, der den bestehenden Kopfbahnhof im 90-Grad-Winkel kreuzen sollte. „Sein Vorschlag galt nur für den Fernverkehr Mannheim – Stuttgart – Ulm – München“, so der Ingenieur und frühere Bundesbahndirektor Sven Andersen in einem lesenswerten Artikel von 2010, „der Kopfbahnhof sollte für alle übrigen Verkehre erhalten bleiben.“

War Heimerl ein Getriebener?

Für diese frühe Phase der Stuttgart-21-Idee hat Kontext-Kolumnist Joe Bauer in einem früheren Text eine sehr hübsche Anekdote parat. Ein befreundeter Bahningenieur habe damals in Stuttgart bei Heimerl studiert und sich erinnert: Des Professors „Idee von S 21 und der NBS nach Ulm war eine bewusst theoretische Planstudie als Anregung für die Studierenden, wie man heute solche Vorhaben angehen müsste … Die Skizze sei nie als konkreter und praktischer Vorschlag für Stuttgart gemeint gewesen, schon wegen des offensichtlichen Missverhältnisses zwischen Aufwand und Nutzen und der nicht vorhandenen Erweiterungsmöglichkeiten einer unterirdischen Gesamtanlage. Nachdem die Politik dann mit einiger Verspätung unversehens den Ansatz aufgriff, habe Heimerl nolens volens gute Miene zu dem Spiel machen müssen. … Dass die Immobilien-, Bau- und Finanzbranche die Idee dermaßen an sich ziehen würden (womit dann das Thema Eisenbahn letztlich zum irgendwie hingebogenen Abfallprodukt deklariert wurde), habe Heimerl nicht ahnen können und müssen. Natürlich hätte seine Uni bei ‚logischen‘ Voraussetzungen ein solches Projekt als nicht sinnvoll bezeichnen müssen. Doch auf der hohen politischen Ebene hätte Heimerl dann schlecht sagen können: Ätsch, wir haben nur ein Späßle gemacht. Und nachdem für positive Studien im Auftrag der DB AG viel ‚Drittmittel‘ winkten und parallel das Land an den Unis sparte, war die Ausgangslage wieder etwas anders.“

Eine von heute aus gesehen nicht unschlüssig klingende Deutung, die Heimerl letztlich fast wie einen Getriebenen erscheinen lässt. Zu Recht? Daran lassen wiederum die Schilderung Andersens und einige Veröffentlichungen Heimerls Zweifel: 1988 war er mit einer Denkschrift zu seiner Ursprungsidee – also dem Durchgangsbahnhof nur für die Strecke von Mannheim nach München – an die Öffentlichkeit gegangen. In den kommenden Jahren wurden, lange mehr oder weniger ergebnislos, von Bahn und Landesregierung verschiedene Varianten dieser Lösung geprüft. Ende 1992 habe sich abgezeichnet, dass die Bahn zumindest einem Durchgangsbahnhof für den Fernverkehr nicht abgeneigt war, wobei sie den eher am Rande des Rosensteinparks prüfen wolle.

In dieser Situation hätten Heimerl sowie Jürgen Wedler, damals Vizepräsident der Bundesbahndirektion Stuttgart, eine Chance gesehen für die Idee eines tiefergelegten Hauptbahnhofs an Stelle des Kopfbahnhofs, wie Andersen beschreibt: Die beiden „sahen nun eine Möglichkeit darin, mit städtebaulichen Aspekten durch die freiwerdenden Bahnflächen die Politik in Baden-Württemberg ganz auf ihre Seite zu bringen“. Was auch gelang, wie man heute weiß. Dass es die „große Chance für die städtebauliche Entwicklung der topographisch beengten Kernstadt“ war, die letztlich den Ausschlag für Stuttgart 21 in der bis heute verfolgten Form gab, stellte Heimerl selbst 1994 fest. Andersherum gesagt: Wäre das Projekt nicht zum Immobilienprojekt gemacht worden, hätte es wohl keine Chance gehabt.

Haltungs-Rochade

Da ist es wieder eine bemerkenswerte Pirouette, wenn Heimerl nun, im aktuellen StZ-Interview vom 11. Juli 2020, die Stadt Stuttgart dafür kritisiert, dass sie aus Sorge um den Wohnungsbau keine zusätzlichen Gleise für einen Ergänzungsbahnhof möchte: „Das ist zu kurz gedacht“, sagt Heimerl, „die Stadt muss auch Interesse an einer guten Anbindung an den Fern- und Regionalverkehr haben… Sie darf nicht nur an den Wohnungsbau denken.“ Letzteres ein unverhohlener Seitenhieb auf den grünen Baubürgermeister Peter Pätzold, der sich ja, mit regelmäßigem Verweis auf Gemeinderatsbeschlüsse, als wackerer Verteidiger der Wohnbauinteressen auf jedem Quadratzentimeter der irgendwann einmal durch S 21 frei werdenden Flächen geriert.

Eine Haltungs-Rochade könnte man dies auch nennen: Während der S-21-Erfinder auf einmal mehr oder weniger explizit sein Baby als unzulänglich geplant darstellt und die Gründe kritisiert, wegen derer es überhaupt durchgesetzt werden konnte, macht sich der ehemalige Stuttgart-21-Gegner nun für die möglichst pure Umsetzung des von ihm früher kritisierten Projekts stark. Damit letzteres nicht ganz in Vergessenheit gerät, sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, wie Pätzold noch 2013, einmal einträchtig neben Gangolf Stocker sitzend (Video hier), einmal auf der Demo-Bühne (Video hier), gegen Stuttgart 21 wetterte. Gut, die Zeiten waren andere. Das Projekt stand bis dato ein letztes Mal im Bahn-Aufsichtsrat auf der Kippe, und Pätzold kritisierte, dass sich die Projektbefürworter einer Diskussion verweigerten, „was passiert wenn nichts passiert. Und sie schüren die Angst vor einem Ausstieg. Dazu kann ich nur sagen: keine Angst vor einem Ausstieg. Es kommt kein schwarzes Loch, das schwarze Loch kommt, wenn Stuttgart 21 kommt.“

Wie gesagt, die Zeiten waren andere.

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Bericht zu S21 aus der Zeitschrift LOKreport Juli 2020

Baden-Württemberg: Prof. Heimerls „neue“ Erkenntnis zu Stuttgart 21 hat 25 Jahre Verspätung

Prof. Heimerls neuerlicher Vorstoß für einen unterirdischen Ergänzungsbahnhof zu Stuttgart 21 gesteht ein, dass die Planung von damals niemals zukunftsfähig war. Bereits am Tag der Inbetriebnahme wäre Stuttgart 21 schon unterdimensioniert und verkehrlich veraltet.

Nachbesserungen des unterdimensionierten Bahnhofes sind aber nicht möglich, noch einmal so teure Ergänzungsbauten sollen es offenbar richten. Planung und Ausführung von Eisenbahnbauten dauert sehr lange, in der Regel zwischen 10 und 20 Jahren. Daher ist immer von einem Nutzungshorizont von 100 Jahren auszugehen. Ein Verkehrsbauwerk, dass am Eröffnungstag bereits überlastet und veraltet ist, kann man nur als unglaubliche Fehlplanung bezeichnen.

Der Sinn von Stuttgart 21 demaskiert sich auf eindrückliche Weise: Es ging den Projektbetreibern schon von vornherein nie um eine starke und zukunftsfähige Schiene, sondern immer nur um freiwerdende Flächen für den Immobilienmarkt. Mit seinem Vorstoß gesteht Prof. Heimerl diese Fehlplanung als einer der damals beteiligten Gutachter der Raumplanung und der Planfeststellung nun ein.

Dieser Mut ist ihm persönlich sehr positiv anzurechnen, muss aber darüber hinäus weitreichende Konsequenzen haben:

Anstatt nun den Versuch zu unternehmen, mit immer noch teureren Zusatz- und Ergänzungsprojekten einen systemimmanenten Engpass irgendwie künstlich am Leben zu halten, ist ein radikales Umdenken erforderlicher denn je. Bent Flyvbjerg (unter anderem Mitautor des Buches „Megaprojects and Risk“, das die Vorgehensweise der Projektseite von Stuttgart 21 sehr zutreffend vorweggenommen hat), hat in einem Interview im Rahmen der ZDF-Dokumentation „Fluchhäfen Berlin“ zu den Zuständen an Berliner Flughäfen befragt, kommentierte in deutscher Simultanübersetzung sinngemäß: „Kompetenz rein, Politik raus“. Es wird Zeit, dass dies endlich auch bei Stuttgart 21 geschieht.

Fachleute und Fachverbände gehören jetzt ergebnisoffen an einen gemeinsamen Tisch!

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Pakt wird nie Fakt

Letzte Woche berichteten wir über den am 30.6. in Berlin verkündeten neuen Schienenpakt. Der SPIEGEL-Redakteur Arno Luik, der im Sept. 2019 in Stetten zu Gast war, schreibt darüber auf www.nachdenkseiten.de/?p=62705: „Wer sich für die Bahn einsetzt, der macht derzeit Punkte – das weiß natürlich auch Verkehrsminister Scheuer, ein Minister auf Abruf. Und so präsentiert er einen Pakt voller Verheißungen und Versprechungen – wie man sie seit Jahrzehnten von Verkehrsministern und Bahnchefs halt immer wieder hört: Öfter, schneller, pünktlicher, leiser, zuverlässiger – Bahnfahren soll nun schöner werden. Man werde deswegen sehr viel Geld in die Bahn investieren, bis 2030 fast 90 Mrd. €. Ziel: Mehr Güter sollen auf die Schienen, die Fahrgastzahlen sollen sich verdoppeln und die neue DB-Wunderwaffe soll jetzt rasch zum Einsatz kommen: der Taktverkehr.

Zwischen den Großstädten sollen ab 2025 alle 30 Minuten Züge fahren, „eine kleine Revolution“ nennt das der Minister (oh Mann, er müsste mal auf die Fahrpläne schauen: Auf den Hauptstrecken wie Stuttgart – München oder Hamburg – Fulda gibt es den Halbstundentakt schon längst). Nur: Der Pakt für den Takt wird nie Fakt.

Denn: Um Stuttgart 21 für den Deutschlandtakt kompatibel zu machen, müsse ein zusätzlicher 10 km langer Tunnel zur Schnellfahrstrecke nach Mannheim gebaut werden. Kosten: 1 Mrd. €. Auch die Gäubahn-Anbindung auf den Fildern, heißt es nun, müsse durch einen weiteren Tunnel entflochten werden. Kosten: 1 Mrd. €. Beide Engstellen hatten Kritiker von Beginn an benannt, dies wurde von den Projektbetreibern ignoriert. Der eigentliche Flaschenhals bleibt jedoch der geplante Tiefbahnhof mit seinen 8 Gleisen – für den Deutschlandtakt und für die Verdoppelung der Fahrgastzahlen viel zu klein. Und ein erhebliches Sicherheitsrisiko bei Brandfällen und Rauchereignissen.“

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Schienenpakt unterzeichnet

Am 30.6.2020 unterzeichnete Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer bei einem Schienengipfel im Berliner Verkehrsministerium einen Schienenpakt mit der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs und weiteren VertreterInnen der Bahnbranche. Die BAG ist ein Zusammenschluss aller Organisationen, die für die Durchführung des Bahnverkehrs in den einzelnen Regionen Deutschlands zuständig sind. Darunter ist z.B. auch der Verband Region Stuttgart.

Der Pakt wurde zur Umsetzung des Masterplan Schienenverkehr geschlossen, den die Branche im Rahmen des „Zukunftsbündnis Schiene“ in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam erarbeitet hat. Ein bisher einmaliger Schulterschluss all derer, die den Schienenverkehr in Deutschland betreiben. Dies ist ein konkreter Fortschritt.
Zentraler Baustein für diesen Pakt ist die Einführung des Deutschlandtakts. Damit sollen Fern- und Regionalverkehr besser aufeinander abgestimmt werden.

Vorbild dafür ist die Schweiz. Wenn Sie z.B. mit dem Zug von Stuttgart nach Zürich fahren, dann wartet am Zürcher Hauptbahnhof innerhalb von 10 Minuten nach Ihrer Ankunft ein Zug nach Bern, Basel, Luzern oder Winterthur. Jede Stunde! Das geht so weiter, bis in den kleinsten Ort der Schweiz. Sie brauchen gar keinen Fahrplan mehr, weil sie wissen, dass ihre Verbindung getaktet ist.

Mit diesem „Pakt für den Takt“ soll, so „unser Andi“ (der Verkehrsminister) die Rolle der Schiene im Verkehrsmix deutlich gestärkt werden. Auf den Hauptachsen zwischen Großstädten sollen künftig alle halbe Stunde Züge fahren, mit abgestimmten Anschlüssen in die Regionen. Und das alles bis zur Mitte des Jahrzehnts. Das Problem dabei: mit dem Kellerbahnhof in Stuttgart kann dieses ehrgeizige Ziel nicht erreicht werden, da dieser Haltepunkt viel zu klein ist, um den Takt einhalten zu können.

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Das Monster Bahn-AG zerschlagen

Ein Artikel von Arno Luik | Verantwortlicher: Redaktion

Das Corona-Virus ist fatal für die Gesellschaft: Es tötet, macht Menschen arbeitslos, zerstört Freund- und Bekanntschaften. Aber noch aus einem anderen Grund ist dieses Virus fatal: Dank ihm ist noch ein Minister an der Macht, für den es schon seit allzu vielen Monaten keinen Grund gibt, noch im Amt zu sein. Die Rede ist von Andreas Scheuer, dem Verkehrsminister (CSU), dem Maut-Mann, der ohne rot zu werden vor Scham, es versteht, den größten Unfug, nämlich Flugtaxis, als Mobilitätskonzept für die Zukunft anzupreisen, der dafür gesorgt hat, dass E-Roller, diese unwürdigste Art der menschlichen Fortbewegung, die Innenstädte vermüllen. Von Arno Luik, Autor des Buches „Schaden in der Oberleitung“.

Dieser Andreas Scheuer, eigentlich unfassbar, ist der Herr über ein Ministerium mit 60 angeschlossenen Behörden, er ist der Herr über einen Etat von 30 Milliarden Euro. Mit diesem Batzen Geld könnte man viel im Land verbessern, gerade er, denn er ist ja auch der Herr über die Bahn AG – und dass es der Bahn gut gehen sollte, ist in Zeiten des Klimawandels das Gebot der Stunde.

Wer sich für die Bahn einsetzt, der macht derzeit Punkte – das weiß natürlich auch Scheuer, dem auch klar ist, dass er ist, was er nicht sein will: ein Minister auf Abruf. Und so tritt er am 30. Juni vor die Presse, präsentiert ein 80-seitiges Dossier, nennt es „Schienenpakt“ und dieser Pakt ist voller Verheißungen und Versprechungen, ist voller Versprechungen und Verheißungen – wie man sie seit Jahrzehnten von Verkehrsministern und Bahnchefs halt immer wieder so hört: Öfter, schneller, pünktlicher, leiser, zuverlässiger – Bahnfahren soll nun schöner werden. Man werde deswegen viel Geld, sehr viel Geld in die Bahn investieren, bis 2030 fast 90 Milliarden Euro. Das Ziel: Mehr Güter, ja wirklich, versprochen, sollen auf die Schienen, die Fahrgastzahlen sollen sich verdoppeln und, ganz, ganz wichtig, die neue DB-Wunderwaffe soll jetzt rasch zum Einsatz kommen: der Taktverkehr.

Zwischen den Großstädten sollen ab 2025 alle 30 Minuten Züge fahren, „eine kleine Revolution“ nennt das der Minister (oh Mann, dieser Verkehrsminister müsste mal auf die Fahrpläne schauen: Auf den Hauptstrecken etwa Dortmund – Frankfurt, Stuttgart – München, Hamburg – Fulda, Nürnberg – München gibt es den Halbstundentakt schon längst). Aber egal, dieser Minister ist sehr stolz auf all die Dinge, die er vollmundig verkündet, und dann verspricht er auch noch dies: Auf der Renommierstrecke zwischen Hamburg und Berlin werden die Züge schon ab diesem Dezember halbstündlich fahren! Scheuer: „Es ist der Pakt für den Takt“.

Hört sich gut an. Nur: Der Pakt für den Takt wird nie Fakt.

Wie losgelöst von der Realität das ministerielle Großgetöne ist, zeigt sich schon an dieser Renommierstrecke: Die wird im Herbst 2021 für zehn Wochen komplett gesperrt, Fahrpläne ade (nur in Klammern: So etwas wie Vollsperrungen ganzer Strecken über zig Kilometer, bei der Bahn AG heute der Normalfall, gab es bei der Deutschen Bundesbahn nie. Da wurde meist unbemerkt von den Reisenden unterm „rollenden Rad“ repariert – die angeblich so verschnarchte Beamtenbahn war da fix). Wie losgelöst von der Realität dieser Minister agiert, agieren darf, zeigt sich auch daran: Eigentlich sollte am vergangenen Dienstag der sogenannte „Zielfahrplan“ für das Jahr 2030 präsentiert werden, der integrale Taktverkehr für Deutschland. Aber das hat nicht geklappt, weil es doch noch ein paar Leute im Bahntower und im Verkehrsministerium gibt, die wissen, dass dieser Taktverkehr, der in der Schweiz seit langem normal ist, nicht zu realisieren ist. Es ist in den vergangenen Jahren – seit der Bahnreform 1994 und dem damit angestrebten Börsengang – einfach zu viel zerstört worden, so viel, dass diese Bahn heute in einem fast nicht mehr reparablen Zustand ist. Das ist keine Polemik, nein.

Dass Scheuer seine Pläne nun als „kleine Revolution“ überhöht, zeigt nur seine Unwissenheit in Sachen Bahn. Taktverkehr ist eine uralte Sache, den gab es schon 1904 bei der Königlich-Preußischen Staatsbahn (da hieß er „Rhythmischer Zugverkehr“), den gab es schon in den frühen 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Ruhrschnellverkehr, den gab es ab 1979 bei der Deutschen Bundesbahn. Deutschland, fast vergessen, war über 100 Jahre lang, bevor es zum Autoland wurde, ein Bahnland, Vorbild für die Bahnen weltweit, Vorbild auch für die Schweiz, die heute in Sachen Bahn so bewundert wird. Vorbei. Das nahezu Perfekte wurde kaputtgemacht. Das wissen die Verantwortlichen bei der Bahn und der Politik, und ihre Versprechungen, auch das wissen sie, sind Märchenerzählungen. Und auch das, leider, ist keine Polemik.

Wie hoffnungslos inkompetent die Verantwortlichen agieren, komplett an der Wirklichkeit vorbei, zeigt gerade dieser angestrebte Halbstundentakt. Wenn er realisiert wird, wird er für die Bürger wenig bringen, aber eine sehr teure Sache werden, denn: Es gibt Stoßzeiten, zu denen mehr Züge gebraucht werden, und es gibt Flauten und saisonale Schwankungen. Als die Eisenbahner noch Profis waren und nicht überzahlte Azubis aus bahnfernem Gewerbe (Bahnchef Dürr: Autoindustrie, Bahnchef Mehdorn: Auto- und Luftfahrtindustrie, Bahnchef Grube: Autoindustrie, Bahnchef Lutz: eifriger Schüler von Dürr, Mehdorn, Grube), wusste man das, hatte man auch noch das fachliche Knowhow, um flexibel auf die Kundenströme zu reagieren. So gab es zum Beispiel an Ostern, Weihnachten und zum Ferienbeginn sogenannte Vor- und Nachzüge zu den fahrplanmäßigen Zügen, damit die Kunden bequem reisen konnten. Und heute? Da kosten die Fahrkarten zu den Stoßzeiten, etwa an Ostern, deutlich mehr, aber dafür darf man dann in den hoffnungslos überfüllten Zügen vor den Toiletten auf dem Flur sitzen.

Ein Blick in die alten Fahrpläne zeigt, wie modern früher die Bahn war, zum Beispiel im letzten Friedenssommer 1939, da fuhr man dichtgetaktet, wenn nötig: Abfahrt von Hamburg HBF nach Berlin: 7:03 Uhr, 7:10 Uhr, 8:10 Uhr. Rückfahrt von Berlin nach Hamburg: 18:11 Uhr, 18:26 Uhr, 18:35 Uhr. Am späten Vormittag, am frühen Nachmittag fuhren entsprechend der Nachfrage weniger Züge, da fuhren sie dann im Stundentakt. Also: Was bringt ein starrer Halbstundentakt, wenn morgens und abends für zwei Stunden viele Pendler die Züge dringend brauchen, danach aber die Züge dann fast leer sind? Dann ist der Halbstundentakt rausgeworfenes Geld. Der außerdem, und das zerstört wieder Geld, den Güterzugverkehr behindert.

Nein, was Scheuer & Lutz an jenem Dienstag präsentierten, lässt nichts Gutes für die Bahn erwarten – da ist keine Strategie erkennbar, nicht mal die profansten Fragen werden beantwortet: Wo sollen denn plötzlich die Züge und das Personal herkommen? Wo sollen die erforderlichen Strecken plötzlich herkommen?

Um auf den Standard der Schweiz zu kommen, was das Minimum für den so oft bejubelten Hochtechnologiestandort Deutschland wäre, müsste das Bahnnetz augenblicklich um 25.000 Kilometer erweitert werden – ein Ding der Unmöglichkeit. „Pitoyabel“, höhnen Schweizer Zeitungen, sei die Situation bei der Deutschen Bahn.

Wie bedauernswert die Lage ist, dokumentieren ein paar Zahlen: Hatte die Bahn 1994 noch 130.000 Weichen und Kreuzungen, sind es heute gerade noch 70.000 Stück, war die Netzlänge 1994 noch über 40.000 Kilometer, sind es heute noch 33.000 Kilometer, hatte die Bahn vor zwölf Jahren noch knapp 120.000 Güterwagen, sind es heute noch 65.000, und die sind im Schnitt gut dreißig Jahre alt. Gab es 1994 noch knapp 12.000 Gleisanschlüsse für die Industrie, sind es heute knapp über 2000.

Und noch etwas: Seit 1994 sind über hundert Groß- und Mittelstädte vom Fernverkehr abgehängt worden, etwa Potsdam, Chemnitz, Bremerhaven, Krefeld, Trier, Heilbronn. Für 17 Millionen Bürger ist das Bahnfahren unattraktiver gemacht worden.

Wohin man blickt: Abbau, Zerfall.

Für diese Zerstörung gibt es natürlich Täter: Sie sitzen, Damen und Herren, im Bahntower, im Verkehrsausschuss, im Verkehrsministerium und im Bundeskanzleramt, dort vor allem, da wird bestimmt, wer Bahnchef sein darf. Zum Beispiel Hartmut Mehdorn. Dass Mehdorn, dieser Bahn-Azubi, 1999 an die Spitze der Bahn kam, ist fatal. Als er die Konzernführung übernahm, machte die Bahn noch 95 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland und über 90 Prozent mit dem Fahren von Zügen. Heute macht die Bahn AG weit über 50 Prozent ihres Umsatzes im Ausland und über 50 Prozent mit, wie sie es nennt, „Non-Rail-Aktivitäten“. Die Deutsche Bahn ist in 140 Ländern aktiv – zu Luft, zu Wasser und auf dem Land, in Ländern wie Aserbaidschan, Usbekistan, Mongolei, Sri Lanka, Mauritius, Trinidad-Tobago, Aruba oder Madagaskar. Deutsche Steuergelder, weit über zehn Milliarden Euro, wurden investiert, um die Deutsche Bahn AG zu einem weltweit operierenden Logistikkonzern zu transformieren. Ein finanzieller Großeinsatz, der sich nie amortisieren wird. Diese Bahn AG ist ein weltumfassendes Reich, in dem die Sonne nie untergeht, aber die Bahn hierzulande ist bloß noch ein lästiges Anhängsel.

Der Steuerzahler zahlte und zahlt für diese unverantwortliche Transformation der Bahn (Politik und auch Medien schauten weg oder fanden es gut, was da im neoliberalen Privatisierungsrausch entstand), doch jetzt wird die Rechnung für das selbstproduzierte Desaster präsentiert: Unpünktlichkeit. Zerfall. Verkommene Bahnhöfe auf dem Land, oft verdreckt, ohne Personal, ohne Service, ziemlich trostlos alles.

Wird es nun mit diesem Schienenpakt, diesem ministeriell bejubelten Masterplan, der merkwürdigerweise von 25 Organisationen, etwa dem Nabu, der Deutschen Umwelthilfe, Gewerkschaften, Unternehmen mitgetragen wird, besser? Gibt es nun eine Rückkehr zur Vernunft?

Vielleicht. Wohl eher nicht. Aber gegen besseres Wissen will ich die Hoffnung nicht verlieren – auch wenn ich nicht sehe, dass sich etwas zum Besseren ändert. Denn die Verantwortlich agieren weiterhin unverantwortlich: Sie propagieren wieder milliardenschwere Großprojekte, unökonomische Rennstrecken, unökologische Tunnelbauten. Milliarden Euro werden gerade in Münchens zweite Stammstrecke versenkt, weitere vielleicht demnächst im Frankfurter Untergrund, schon seit Jahren bei Stuttgart 21.

S 21 kostet derzeit über acht Milliarden Euro. Jetzt wird  es nochmals um viele Milliarden teurer und damit zum endgültigen Wahnsinnsprojekt: Am Flughafen soll nun, um Engpässe zu vermeiden, ein zehn Kilometer langer Tunnel gebaut werden, darüber hinaus sind weitere Tunnel angedacht, alles in allem so um die 40 Kilometer zusätzlicher Röhren im Untergrund (zur Erinnerung: S 21 hat schon jetzt ein 60 Kilometer langes Tunnelwirrwarr unter Stuttgart) und damit zusätzliche Kosten von rund sieben bis acht Milliarden Euro – damit dieser Unsinnsbahnhof eventuell irgendwie ein wenig funktioniert, aber trotz des gigantischen Geldeinsatzes definitiv das verhindert, was propagiert wird: den Taktfahrplan. Den Taktfahrplan, den der alte Kopfbahnhof, der perfekt war und trotz der mutwilligen Zertrümmerung noch immer fast perfekt ist, mühelos schaffen würde.

Die Bahnverantwortlichen machen gerne gute Dinge kaputt: Deutschland hat ein perfektes Zugleitsystem. Nun soll das Perfekte – wie bei S 21 – durch etwas Unperfektes ersetzt werden. Und – wieder wie bei S 21 – mit einem gigantischen Geldeinsatz. Obwohl die Schweiz mit ETCS schlechte Erfahrungen macht, wird es als alternativlos bezeichnet. Dabei, das zeigen die Schweizer Erfahrungen, ist dieses System sehr anfällig, unzuverlässig in Bahnhöfen, Tunneln, auf Mischstrecken – und deutlich weniger leistungsfähig als das jetzige System. Aber dafür ist es sündhaft teuer. Seine Implementierung wird weit über 20 Milliarden Euro kosten – ein riesiges Subventionsprogramm für ein paar Konzerne. Und auf der Strecke bleibt ein vernünftiger Bahnverkehr.

Egal. Die Bahnverantwortlichen, vor allem Scheuer und Bahnvorstandsmitglied Ronald Pofalla, auch so ein Bahn-Azubi, schwärmen von Digitalisierung, während analog so viel im Eimer ist und es an so vielem fehlt: Mitarbeitern, Schienen, Lokomotiven, Zügen, Reserven. So desolat ist die Lage, dass überforderte Mitarbeiter nachts in den Ausbesserungswerken, wie mir einer erzählte, „vor Wut und Verbitterung aufschreien, weil wir die Schnauze vollhaben von den kaputten Toiletten in den ICE-3-Zügen“.

Es ist Zeit für ein zweite Bahnreform, Zeit, das bürokratische Monster „Bahn AG“ mit seinen acht Bahngesellschaften und seinen Hunderten von Subunternehmen und Beteiligungen zu zerschlagen, sich von den unseligen Auslandseinsätzen zurückzuziehen und sich auf das zu besinnen, für das die Bürger hierzulande viel Geld ausgeben: Für einen ordentlichen, kostengünstigen Bahnverkehr, der auch auf dem Land abseits der ICE-Prestigestrecken funktioniert, der so seinem grundgesetzlichen Auftrag endlich gerecht wird, nämlich: dem Allgemeinwohl verpflichtet zu sein.

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Fahrverbote?

Einfach bestehendes Recht umgehen?
Manchmal reibt mensch sich verwundert die Augen: kann es sein, dass unsere Landesregierung Baden-Württemberg systematisch versucht, bestehende Gerichtsurteile zu missachten oder zu umgehen?
Zur Erinnerung: Seit Jahren werden das Land (und die Stadt Stuttgart) von allen möglichen Gerichtsinstanzen immer wieder verurteilt, dass in Stuttgart Fahrverbote eingeführt werden müssten, weil die zulässigen Grenzwerte der hauptsächlich vom Autoverkehr verursachten Schadstoffe ständig überschritten werden. So hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zum Beispiel im Februar 2018 einen rechtskräftigen Beschluss vor dem Bundesverwaltungsgericht erstritten, der besagt, dass Stuttgart spätestens zum 1. September 2019 ein flächendeckendes Euro-5-Diesel-Fahrverbot hätte erlassen müssen.

Was macht das eigentlich für einen Eindruck auf „Otto Normalverbraucher“, wenn das Land sich einfach um die bestehenden Gerichtsurteile nicht schert, sondern sich immer neue Tricks zu deren Umgehung ausdenkt? Wer genug Geld und Macht besitzt, kann sich sein eigenes Recht schaffen?
In den letzten zwei Jahren haben Daimler, VW und BMW vor Steuern einen Gewinn von 66 Mrd. € gemacht. Das hindert die Autobosse aber nicht daran, in der Corona-Krise Milliardengeschenke der Regierung für ihre unverkäuflichen SUVs einzufordern, Zehntausende von Lohnabhängigen auf Kosten der Arbeitslosenversicherung in Kurzarbeit zu schicken und den Versuch zu machen, die Uhr bei Klimaschutz, Grundwasserschutz und bei der Luftreinhaltung zurückzudrehen.
Treu und brav werden sie dabei von den Stuttgarter Diesel-Grünen und unserem Auto-Minischderpräsident Kretschmann unterstützt. Die sich eigentlich mal eine Verkehrswende zugunsten von ÖPNV, RadfahrerInnen und FußgängerInnen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Ein absurdes Theaterstück. Aber eigentlich sehr traurig.

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S21 – ein spirituelles Wunder

Diese Woche Auszüge aus einem „Rundschlag“ von Peter Schwarz, WKZ vom 20.6.20, zu S21.

„Wir wenden uns einem spirituellen Wunder zu: Stuttgart 21. Von religiösen Weissagungen umrankt ist dieses Projekt schon lange: Fertig werden solle es im Jahre 2020 – so kündeten die Seher und Propheten der Deutschen Bahn a.d. 2012. Wobei diese Erkenntnis wohl aus den Eingeweiden eines geschlachteten Widders herausgelesen wurde. Im Jahre 2016 dann lauschten die Bahn-Hofastrologen dem Flüstern der Leuchtgestirne am nächtlichen Firmament das Vollendungsdatum 2022 ab. 2017 folgte die Weihnachtserzählung – womit ein frohbotschaftlicher Termin irgendwann zwischen Sankt-Nikolaus Tag und Heiligabend abgesegnet schien. Derzeit indes ist von Ende 2025 die Rede. Wir zweifeln und bangen: Hoffentlich mischt sich nicht am Ende noch Nikolausis heiliger Bischofskollege Hochwürden Nimmerlein mit in die Zeitkalkulation ein.

Obendrein hat sich herausgestellt: Das Gleisvorfeld des alten Stuttgarter Kopfbahnhofs, das frei wird und Platz für viele Wohnungen bieten soll, kann erst ab 2035 bebaut werden; vielleicht auch erst 2037. Sprich: Die Häuser, die in Stuttgart die aktuelle Wohnungsnot mildern sollen, stehen dann wohl so gegen 2045.

Und damit wird endlich offenbar, wie recht der SPD-Politiker Claus Schmiedel einst hatte, als er sprach: Auf S 21 liege „Gottes Segen“. Gemeint hat Schmiedel damit wohl: Die Mühlen Gottes mahlen langsam – unsere schwäbische Mobilitätskathedrale ist, wie andere Sakralbauten auch, mit normal-irdischen Zeitplanmaßstäben eben nicht zu messen. Der Kölner Dom zum Beispiel wurde 1248 begonnen und1880 vollendet. Und an der 1882 in Angriff genommenen Sagrada Familia in Barcelona werkeln sie noch heute Sie soll, wenn alles glattgeht, 2026 fertig sein; und damit, so lautet unsere Prognose, noch vor Stuttgart 21.“

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Motorradlärm in Stetten (4)

Auch in der vergangenen Woche gab es weitere Reaktionen aus der Bevölkerung zum Problem des Motorradlärms an der Esslinger Straße. Wir haben allen eine Antwortmail geschickt, bitten aber um Verständnis, dass wir nicht alle Anfragen/Anregungen einzeln beantworten können.
Unter den Zuschriften waren auch drei sehr kritische. In einer dieser Emails wurde gefragt, wieso wir uns überhaupt mit dieser Problematik beschäftigten, seien wir doch ein Verein zur „Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs“. 
In §1 unserer Satzung (Zweck des Vereins“) steht jedoch auch die „Förderung der Umweltbildung“. Deshalb kümmern wir uns auch um andere Verkehrsthemen wie dem Verkehrslärm, dem Fahrradfahren, dem Autofahren und mit der Barrierefreiheit. Um nur die wichtigsten Themen zu nennen.

In diesen Zuschriften wurde auch darauf hingewiesen, dass es nicht nur Motorräder, sondern auch aufgemotzte Autos sind, die zu viel Lärm verursachen. Das ist richtig. Darauf hatten wir auch schon hingewiesen.

In einer dieser kritischen Mails wurden wir massiv angegriffen. Wir zitieren: „Da Ihnen scheinbar die Themen ausgegangen sind und ihre versprengte und verblendete Splittergruppe K21 keinerlei Akzeptanz in der Öffentlichkeit mehr findet, braucht es jetzt ein neues populäres Trendthema gegen das man vorgehen muß: DIE MOTORRADFAHRER. Eine Volksabstimmung zu S21 in einer Demokratie wird von Ihnen nicht akzeptiert, deswegen kann ich Sie auch nicht als vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft akzeptieren und beurteile Ihre jämmerlichen Aufrufe im Mitteilungsblatt unter K21 als armseliges Geschmiere um Aufmerksamkeit zu erregen. Bei Zeitgenossen wie Ihnen kommt mir das kalte Ko….!“

Nun ja, der Schreiber disqualifiziert sich selbst.

Gerne dürfen Sie uns weiterhin schreiben (aber bitte ohne Beleidigungen): juergenhoran@web.de

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Motorradlärm in Stetten (3)

Auch in der vergangenen Woche gab es weitere Reaktionen aus der Bevölkerung zum Problem des Motorradlärms an der Esslinger Straße. Vielen Dank dafür. Wenn Sie uns schreiben wollen: juergenhoran@web.de

Auch in der Sitzung des Gemeinderats vom 28.5. kam das Problem zur Sprache. Sowohl in der Fragestunde für die EinwohnerInnen wie auch unter „Sonstiges“ als Frage des PFB.

Der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Einflussmöglichkeiten der Gemeinde hier begrenzt sind. Bei der Esslinger Straße handelt es sich um eine Landesstraße, für die die Gemeinde straßenverkehrsrechtlich gar nicht zuständig ist. Nichtsdestotrotz wurde, in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, ein Lärmdisplay bei der Einmündung zum neuen Friedhof aufgestellt.

Das allerdings – so die übereinstimmende Meinung auch aus den Zuschriften – überhaupt nichts bringt. Eher die MotorradfahrerInnen dazu verleitet, richtig aufzudrehen, um zu sehen, ob sie den Lärm-Grenzwert auch überschreiten. Außer einem roten Warnhinweis auf dem Bildschirm passiert dann ja auch nichts.

Des weiteren wies der BM darauf hin, dass die Gemeinde Kernen der „Initiative Motorradlärm“ beigetreten ist. Siehe Webseite https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/mensch-umwelt/laermschutz/initiative-motorradlaerm. Dort gibt es auch eine Karte, wo alle betroffenen Kommunen zeigt.

Außerdem wies der BM darauf hin, dass bei diesem Problem Bund und EU gefordert sind. Es gibt inzwischen eine Initiative eines Sonntagsfahrverbotes für Motorräder. Dabei würden aber alle MotorradfahrerInnen gestraft, die „anständig“ fahren.

Wirkungsvoller wären Vorschriften für die Hersteller, dass die Motorräder technisch so ausgerüstet werden müssten, dass der „kernige Sound“, für den BMW auf seiner Webseite wirbt, nicht mehr möglich ist. Doch wer will sich mit der mächtigen Auto-/Motorradlobby anlegen? (Forts. folgt)

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