Letzte Woche berichteten wir über den am 30.6. in Berlin verkündeten neuen Schienenpakt. Der SPIEGEL-Redakteur Arno Luik, der im Sept. 2019 in Stetten zu Gast war, schreibt darüber auf www.nachdenkseiten.de/?p=62705: „Wer sich für die Bahn einsetzt, der macht derzeit Punkte – das weiß natürlich auch Verkehrsminister Scheuer, ein Minister auf Abruf. Und so präsentiert er einen Pakt voller Verheißungen und Versprechungen – wie man sie seit Jahrzehnten von Verkehrsministern und Bahnchefs halt immer wieder hört: Öfter, schneller, pünktlicher, leiser, zuverlässiger – Bahnfahren soll nun schöner werden. Man werde deswegen sehr viel Geld in die Bahn investieren, bis 2030 fast 90 Mrd. €. Ziel: Mehr Güter sollen auf die Schienen, die Fahrgastzahlen sollen sich verdoppeln und die neue DB-Wunderwaffe soll jetzt rasch zum Einsatz kommen: der Taktverkehr.
Zwischen den Großstädten sollen ab 2025 alle 30 Minuten Züge fahren, „eine kleine Revolution“ nennt das der Minister (oh Mann, er müsste mal auf die Fahrpläne schauen: Auf den Hauptstrecken wie Stuttgart – München oder Hamburg – Fulda gibt es den Halbstundentakt schon längst). Nur: Der Pakt für den Takt wird nie Fakt.
Denn: Um Stuttgart 21 für den Deutschlandtakt kompatibel zu machen, müsse ein zusätzlicher 10 km langer Tunnel zur Schnellfahrstrecke nach Mannheim gebaut werden. Kosten: 1 Mrd. €. Auch die Gäubahn-Anbindung auf den Fildern, heißt es nun, müsse durch einen weiteren Tunnel entflochten werden. Kosten: 1 Mrd. €. Beide Engstellen hatten Kritiker von Beginn an benannt, dies wurde von den Projektbetreibern ignoriert. Der eigentliche Flaschenhals bleibt jedoch der geplante Tiefbahnhof mit seinen 8 Gleisen – für den Deutschlandtakt und für die Verdoppelung der Fahrgastzahlen viel zu klein. Und ein erhebliches Sicherheitsrisiko bei Brandfällen und Rauchereignissen.“