Schwäbische Lakoon

Der Schwäbische LaokoonVergangene Woche wurde in Stuttgart, direkt vor dem neuen Stadtpalais (der früheren Stadtbibliothek) an der Konrad-Adenauer-Straße das neue zehn Meter hohe Denkmal des Konstanzer Bildhauers Peter Lenk zu Stuttgart 21 aufgestellt.Es heißt der „Schwäbische Laokoon“.Laokoon? Ist Ihnen wahrscheinlich nicht bekannt. Wir kannten ihn seither auch nicht. Laokoon ist eine Figur aus der griechischen Sagenwelt. Im Krieg zwischen den Griechen und der Stadt Troja warnte er die TrojanerInnen vergeblich vor dem falschen Geschenk des hölzernen Pferdes, mit dessen Hilfe die Griechen schließlich die Stadt erobern und zerstören konnten. Laokoon wurde danach wegen seines Verrats von einer von der Göttin Athene ausgesandten giftigen Schlange getötet.Der Laokoon auf dem Denkmal ist Minischderpräsident (MP) Wilfried Kretschmann, der mit einer ICE-Schlange ringt. (Siehe Foto). Es ist nicht ganz klar, ob Lenk ihn auch als „Verräter“ wie Laokoon darstellen will (der MP war ja mal entschiedener S21-Gegner) oder ob er mit dem Projekt (in Form der ICE-Schlange) ringt.Das Werk des weithin bekannten Künstlers (www.peter-lenk.de) wurde mit 130.000 € Spenden finanziert. Darunter auch namhafte Beträge von K21 Kernen sowie von Einzelpersonen aus unserer Gemeinde. Sie finden deren Namen auf der Tafel neben dem Denkmal, das über 150 bekannte Gesichter von UnterstützerInnen und GegnerInnen des Projekts plastisch darstellt. Ein Besuch lohnt sich.Erst Vergils Darstellung des Mythos in seinem EposAeneis aus dem 1.Jahrhundert v.Chr. istin einer längeren Fassung überliefert. Darin wird die Geschichte Laokoons verlagert und mit dem Trojanischen Pferd verknüpft: Während die Griechen vorgaben, Troja zu verlassen und der Stadt zur Ehrung der Götter ein hölzernes Pferd zu schenken, das in Wirklichkeit jedoch mit griechischen Kämpfern gefüllt war, erkannte Laokoon als einziger den Betrug. Er stieß auf das Pferd mit einem Speer ein; dieser prallte jedoch ab. Daraufhin erschienen zwei von Athene geschickte Schlangen, die Laokoon zusammen mit beiden Söhnen töteten. Die Trojaner meinten darin eine Strafe der Götter für die Entweihung des Geschenkes zu sehen, zogen das hölzerne Pferd in die Stadt und besiegelten damit ihren Untergang.Ein gewichtiger Beitrag zur Landesgeschichte sei’s, das Denkmal von Bildhauer Peter Lenk, schrieb der „Südkurier“ kürzlich. Und tatsächlich bringt die ganze üble Geschichte um Stuttgart 21 eine Menge Kilos auf die Waage und vor allem eine beträchtliche Größe mit: Fastzehn Meter hoch wird der „Schwäbische Laokoon“ in den Himmel ragen, der statt mit Schlangen mit einem sich windenden ICE ringt. Auf seinem Sockel wird demonstriert, eine Tunneltaufe gestürmt und im S-21-Freibad baden die Leut‘. Über dem Kopf des Laokoon schweben die für das Jahrhundertloch mitten in Stuttgart verantwortlichen Manager und Politiker in luftigen Höhen, im „Wolkenkuckucksheim“, wie Lenk es nennt.bildet Szenen rund um das Projekt Stuttgart21 ab, vor allem über den Protest. Peter Lenk erklärte während des Aufbaus: „Der mythologische Laokoon konnte Troja nicht mehr warnen vor dem Trojanischen Pferd. Der schwäbische Laokoon will nicht mehr vor Stuttgart 21 warnen, weil er sich an das Volksbegehren gebunden fühlt.“

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