Nachtrag zum Bericht Stuttgart21 – Fildererörterung im Mai 2021 – Abschlußrede von Steffen Siegel

Steffen Siegel

Die Bahn geht skandalös mit uns um: Der ehemalige S21-Chef Leger sagte dieser Tage: Wir S21-Gegner be-trieben Panikmache und seien für vier Jahre Zeitverzug verantwortlich! Und das, nachdem die Bahn in 19 Jahren beim Filderabschnitt 1.3b noch nicht einmal den Beginn eines Planfeststellungsverfahrens schaffte. Das heißt, die Unfähigen suchen auf unerträgliche Art Schuldige für ihr eigenes Versagen. Parallel zum Erörte-rungsverfahren formulierte soeben das Bundesverfassungsgericht einen aufsehenerregenden Beschluss, nach dem der Klimaschutz jetzt Verfassungsrang hat. Das bedeutet, die Politik muss jetzt zwingend für eine stär-kere Reduktion der CO2-Emissionen sorgen. Und was macht genau parallel zur Erörterung unsere neue grün-schwarze Koalition? Sie beschließt einen gigantischen zweiröhrigen Zusatztunnel (2 x 12 km Bilgertunnel) und in Stuttgart einen unterirdischen (Hermann-) Kopfbahnhof mit zusätzlich 6 Gleisen. Wie muss denen die Angst im Nacken sitzen, wenn sie die lächerlichen 8 Gleise im Schief-Tiefbahnhof um 75% auf 14 Gleise er-weitern müssen, um wenigstens die krassesten bahnbetrieblichen Mängel zu kaschieren. Beim Bau aller jetzt neu angedachten Ergänzungstunnel bei S21 käme es zusätzlich zu ca. 730.000 t Treibhausgasen, weiteren 5,2 Mrd. Euro Kosten und weiteren 10 bis 20 Jahren Bauzeit. Hier wird Wahnsinn mit Wahnsinn bekämpft! Und dann noch dies: Die Region kippte gerade die S-Bahn-Ringschlusspläne von den Fildern bis ins Neckartal. Ich frage: Was ist eigentlich die Steigerung von Wahnsinn?

Die Frage bei der Erörterung, ob die Antragstrasse besser sei als der Bilgertunnel, ist einfach zu entscheiden: Unter Klimagesichtspunkten ist das eine so idiotisch wie das andere. Für beide Vorschläge gilt das gleiche wie für die von der Bahn immer wieder als großartig beschworene Verkehrsdrehscheibe auf den Fildern. Das alles hieße nämlich, mehr Verbrauch von unersetzlichen, fruchtbaren Böden. Die sagen sich, was soll ́s, Klimaschutz hin oder her, Ernährungssicherheit unserer Enkel hin oder her, und die Bahn prostituiert sich auch noch als Zubringer zum klimaschädlichen Fliegen.

Ich habe den Eindruck, die Koalition einigte sich nicht etwa auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, nein, sie einigte sich eher auf den dümmsten gemeinsamen Nenner.Zusammengefasst:

Die Bahn verlangt ein Planfeststellungsverfahren nur zur Antragstrasse. Das Regierungs-präsidium macht zähneknirschend mit. Und jetzt kommt ́s: Zeitgleich zur Erörterung beschließen Grüne und CDU: „Wir wollen diese Antragstrasse nicht“. Daraufhin hätte das Erörterungsverfahren zwingend sofort eingestellt werden müssen.

Aber die lassen uns alle auflaufen und sie selbst halten sich raus. Weder Land noch Stadt, Region, Flughafen oder gar EBA sind beim Erörterungsverfahren anwesend. Haben die uns bewusst in die Falle gelockt und ergötzen sich am makabren Theater in der Messe, wo wir uns verkämpfen für Dinge, die sie hinter verschlossenen Türen längst anders entschieden haben?

Dabei liegt die Lösung doch wirklich so nahe: Stellt den S21-Bau sofort ein – und mit dem Geld, das ja an-scheinend für die Ergänzungsbauwerke vorgesehen ist, modernisieren wir den immer noch gut funktionie-renden bestehenden Kopfbahnhof und die Panoramastrecke und bauen endlich den S-Bahn-Ringschluss und nutzen die bereits bestehenden Tunnel sinnvoll zum Warentransport von der Peripherie in die Stadt (Güter-logistiksystem)! Schaut euch doch dazu unser großartiges Umstiegskonzept an.

Sagen wir dem Wahnsinn ade!

Rufen wir gemeinsam:OBEN BLEIBEN!

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