Endzeitstimmung am 15.02.2012

Wieder mal ein 10-jähriges Jubiläum: vor genau einem Jahrzehnt, am
15.2.2012, wurde – im Rahmen der Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 –
der Mittlere Schlosspark beim Hauptbahnhof in einer Nachtaktion geräumt.
S-21 AktivistInnen hatten dort ein Zeltlager des Widerstandes
eingerichtet.
Einer unserer Aktiven, Gerhard Böhm aus Rom, war damals mit dabei und
schildert die Ereignisse jener Nacht: „Ich bin am Abend mit der S-Bahn
zum Hauptbahnhof gefahren. Ungefähr 1000 Leute – enttäuschend wenig –
hatten sich im Park versammelt, einige hatten sich oben in den Bäumen
eingerichtet, einer kettete sich an einen Betonblock. Es war kalt und
nass, am Tag vorher hatte es noch geschneit, der Schnee verwandelte sich
in Matsch. Nach Mitternacht wurden wir von ungefähr 2.500 Polizisten,
die aus ganz Deutschland zusammengezogen worden waren, eingekesselt und
aus dem Park gedrängt. Diesmal allerdings ohne Übergriffe wie noch am
Schwarzen Donnerstag ein halbes Jahr zuvor. Und auch ohne Wasserwerfer.
Bei mir stellte sich – angesichts unserer Machtlosigkeit gegen diese
schiere Übermacht – eine Art Endzeitstimmung ein.“
Am Morgen begannen die Fällarbeiten. Der Baubeginn war allerdings erst
Jahre später. Es war eine Machtdemonstration der politischen Klasse,
deren friedlicher Ablauf von der Presse gelobt wurde. Die harte Linie,
die viele Menschen später vom Demonstrieren abhielt, war ja am
30.9.2010, dem „Schwarzen Donnerstag“, gefahren worden.
Einen ausführlichen Bericht zur Räumung gibt es bei
www.kontextwochenzeitung.de
600. Montagsdemo
Auch bei der Jubiläums-Montagsdemo am 14.2.22 wurde auf die Parkräumung
zurückgeblickt. Es sprachen Volker Lösch und Prof. Monheim, der
Kulturbeitrag kam von Gerhard Polt und den Well-Brüdern. Alle Reden und
Beiträge können nachträglich auf www.parkschuetzer.de/videos angeguckt
werden.

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