S21 – ein spirituelles Wunder

Diese Woche Auszüge aus einem „Rundschlag“ von Peter Schwarz, WKZ vom 20.6.20, zu S21.

„Wir wenden uns einem spirituellen Wunder zu: Stuttgart 21. Von religiösen Weissagungen umrankt ist dieses Projekt schon lange: Fertig werden solle es im Jahre 2020 – so kündeten die Seher und Propheten der Deutschen Bahn a.d. 2012. Wobei diese Erkenntnis wohl aus den Eingeweiden eines geschlachteten Widders herausgelesen wurde. Im Jahre 2016 dann lauschten die Bahn-Hofastrologen dem Flüstern der Leuchtgestirne am nächtlichen Firmament das Vollendungsdatum 2022 ab. 2017 folgte die Weihnachtserzählung – womit ein frohbotschaftlicher Termin irgendwann zwischen Sankt-Nikolaus Tag und Heiligabend abgesegnet schien. Derzeit indes ist von Ende 2025 die Rede. Wir zweifeln und bangen: Hoffentlich mischt sich nicht am Ende noch Nikolausis heiliger Bischofskollege Hochwürden Nimmerlein mit in die Zeitkalkulation ein.

Obendrein hat sich herausgestellt: Das Gleisvorfeld des alten Stuttgarter Kopfbahnhofs, das frei wird und Platz für viele Wohnungen bieten soll, kann erst ab 2035 bebaut werden; vielleicht auch erst 2037. Sprich: Die Häuser, die in Stuttgart die aktuelle Wohnungsnot mildern sollen, stehen dann wohl so gegen 2045.

Und damit wird endlich offenbar, wie recht der SPD-Politiker Claus Schmiedel einst hatte, als er sprach: Auf S 21 liege „Gottes Segen“. Gemeint hat Schmiedel damit wohl: Die Mühlen Gottes mahlen langsam – unsere schwäbische Mobilitätskathedrale ist, wie andere Sakralbauten auch, mit normal-irdischen Zeitplanmaßstäben eben nicht zu messen. Der Kölner Dom zum Beispiel wurde 1248 begonnen und1880 vollendet. Und an der 1882 in Angriff genommenen Sagrada Familia in Barcelona werkeln sie noch heute Sie soll, wenn alles glattgeht, 2026 fertig sein; und damit, so lautet unsere Prognose, noch vor Stuttgart 21.“

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