Leserbrief in der Winnender Zeitung vom 24. Januar 2014
P-Schwarz_Bizarre Podiumsdiskussion
Vielen Dank für diese „Steilvorlage“: Sie schreiben von der Protestbewegung gegen Stuttgart 21 und empfehlen ihr, endlich erwachsen zu werden. Der Verkehrsminister geht noch weiter und meint, wir könnten unser politisches Engagement breiter anlegen und uns zu einer bürgerschaftlichen Teilhabebewegung entwickeln. Das beweist leider nur, dass Sie alle beide noch nicht verstanden haben (oder es die breite Öffentlichkeit einfach nicht wissen lassen wollen?), dass sich die Bewegung gegen S21 schon lange nicht mehr (nur) gegen den Bahnhof wendet, sondern das System 21 anprangert! Gerade nach dem Regierungswechsel in BaWü wurde klar: Am System hat sich durch grünrot nichts geändert. Deshalb war es richtig und wichtig, die grünrote Halbzeitbilanz zu „kapern“, wie sie schreiben.
Denn es ist sinnlos, über Pflege und Bildung zu diskutieren, wenn dafür das Geld fehlt, weil es in Stuttgart vergraben wird. Es ist paradox, sich Gedanken zu erneuerbaren Energien zu machen, aber ein Energie fressendes, ineffizientes Bahnprojekt nicht zu verhindern. Es ist idiotisch, über die Verbesserung von Mobilität und Umweltschutz zu reden, wenn man gleichzeitig zulässt, dass Bahn-Infrastruktur zerstört und rückgebaut wird. Menschenwürde? Schutz von Eigentum? Grundrechte? Denkmalschutz? Demografischer Wandel? Soziale Gerechtigkeit? Über was auch immer man hätte reden wollen: S21 fungiert quasi als Mikrokosmos unserer Gesellschaft und zeigt exemplarisch auf, wie die wirklichen Machtverhältnisse sind und wie Bürgerbeteiligung vorgegaukelt und die Allgemeinheit enteignet wird – System 21 eben… Es ging also gerade nicht „nur um das eine“ – es ging um alles! Schade, dass Sie das noch immer nicht begreifen wollen…
Esther Lorenz