Frau Peters wohnt mit ihrem Mann im Mehrgenerationenhaus in Rommelshausen (Nähe Bahnhof) und fährt wegen ihrer schlechten Erfahrungen nicht mehr mit der S-Bahn.
In mehreren Briefen an die Verantwortlichen hat sie sich über diesen Verstoß gegen die Beförderungspflicht der Bahn beklagt.
Wir veröffentlichen Auszüge aus Ihren Briefen mit freundlicher Genehmigung. Ihre Telefonnummer kann über unsere Kontaktadresse erfragt werden.
Am 04.07.2015 schrieb Traute Peters an Sven Hantel, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg:
Sehr geehrter Herr Hantel,
nachdem wir von verschiedenen Seiten gebeten worden sind, unser per mail an Herrn Kögel gerichtetes Schreiben auch Ihnen zur Kenntnis zu bringen, übermitteln wir Ihnen diese der Einfachheit halber per Weiterleitung.
Wie Sie dem Schreiben entnehmen können, sind wir unser Leben lang mit der Bahn gefahren, ob dienstlich, ob privat, im Urlaub etc. Wir haben also vielerlei Erfahrung mit der Deutschen Bundesbahn/Bahn AG, haben Entwicklungen/ Veränderungen miterlebt oder beobachten können. Festgestellt, dass sich in den letzten Jahren viel zum Guten für die Fahrgäste gewandelt hat. Und bei den stolzen Preisen auch viel unternommen worden ist, um das Reisen mit der Bahn angenehm zu gestalten – ob die Umbauten der Bahnhöfe, Einbau von Fahrstühlen, Einrichten von Übersichtstafeln mit den Abfahrtzeiten/Verspätungen von Zügen u.v.m. (wenn vielleicht auch nur, um Auto und Flugzeug Paroli bieten zu können).
Wir gehören auch zu den eigentlich zufriedenen, gelassenen Kunden – Verspätungen, Zug- oder nur einzelne Wagenausfälle, überhitzte oder auch kalte Abteile, Umsteigen in andere Züge, haben uns nicht ernstlich erzürnt – wir waren vielmehr über die zahlreichen Verbesserungen erfreut. Soviel nur zu unserer Einstellung des Fahrens mit der Bahn.
Was wir jetzt hier in Rommelshausen vorgefunden haben, entsetzt uns sehr und haben wir nicht für möglich gehalten. Bei der Planung des Umzugs nach Rommelshausen haben wir uns sehr über die Nähe zur S-Bahn gefreut, mit Bedenken gesehen, dass es keine Fahrstühle gab. Uns wurde versichert, dass diese gebaut werden würden – und mit Freude haben wir gesehen, dass dies zwischenzeitlich geschehen ist.
Womit wir nicht gerechnet haben, ist, dass diese Fahrstühle nur das Erreichen der Bahnsteige sichern. Dass das Erreichen der Bahnsteige aber noch lange nicht das Besteigen, d.h. das gefahrlose, nicht unfallgefährdete Besteigen, der S-Bahnen ermöglicht.
Und lapidar zu sagen, Güterzüge mit z.T. Überbreite erforderten zwangsweise die Gefährdungslage für „normale“ Fahrgäste zeigt eigentlich nur, dass laut angekündigte Verbesserungen mit behindertengerechten und altersgerechten Einstiegen nur Lippenbekenntnisse der Politik und der Bahn sind, wenn durch andere Nutzer mehr Profit zu erzielen ist.
Und es zeigt auch, dass, wahrscheinlich wegen der Kosten, auch die Planung gleich eine Gruppe benachteiligt (zu raten, welche, ist überflüssig…) und lieber eine Fehlplanung vornimmt. Wie kann man einen Bahnhof umbauen, dessen Umgestaltung solche Mängel aufweist – dies ist verschleudertes Geld.
Evtl. müsste man die Nutzerkreise, und damit die Gleise, trennen?
Die jetzige Gestaltung ist eine Missachtung des Bedarfs eines unfallfreien Besteigens und Verlassens einer S-Bahn, und damit der „Möchte-gern-Nutzer“ des Bahnhofs Rommelshausen.
Wir bitten Sie sehr, Ihre Einfluss- oder Beratungsmöglichkeiten im Sinne einer Nutzung des Bhf. Rommelshausen für alle Fahrgastgruppen einzusetzen und wünschen Ihnen für diese Aufgabe viel Erfolg.
Für Ihre Mühe vielen Dank
und freundlichen Gruß
Traute Peters
Herbert Kühnel
Am 26. Juni 2015 hatte Frau Peters an K21 Kernen geschrieben (später gleichlautend an Bürgermeister Altenberger von Kernen und die Kernener GemeinderätInnen)
Sehrgeehrter Herr Kögel,
wir möchten uns kurz vorstellen: Traute Peters (68 J) und Herbert Kühnel (74 J).
Wir sind Mitte März 2015 in das Mehrgenerationenhaus in der Erw.-Bahnmüller-Str.6 in Rommelshausen eingezogen.
Grund für den Umzug von Stgt. nach Rommelshausen war u.a. der Aufzug in unserem Haus, die Nähe zur S-Bahn und auch die Busverbindungen innerhalb Rommelshausens.
Mein Mann ist ziemlich krank und hat zwischenzeitlich große Schwierigkeiten beim Laufen (Rollator ist am „Anrollen“).
Wir haben noch nie ein Auto besessen und sind es gewohnt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Da ich bisher zu unseren wöchentlichen Sitzungen im Rathaus bzw. im Haus Edelberg immer mit dem Bus von Fellbach gekommen bin, war ich höchst entsetzt, den Ein- und Ausstieg der S-Bahn zu sehen und benutzen zu müssen (wobei es in Richtung Stgt. noch geringfügig besser ist als in Richtig. von Stgt.).
Ich habe es also gewagt, mit meinem Mann die S-Bahn Richtig. Stuttgart zu benutzen, ca. Ende März). Rechtzeitig losgegangen, um ja keine Stresssituation zu erzeugen.
Obwohl ich ihn gestützt habe, er auch Nordic-Walking-Stöcke dabeihatte, die ich ihm aber beim Einsteigen abgenommen habe, um ein Drüberstolpern zu verhindern, fiel er in die S-Bahn hinein, d.h. er lag mehr auf dem Bahnsteig als in der S-Bahn. Der Grund dürfte der große Abstand zwischen Bahnsteigkante und S-Bahn sowie die gleichzeitig zu bewältigende Höhe des S-Bahn-Abteilbodens gewesen sein. Mithilfe eines Fahrgastes konnten wir ihn aufrichten und in die S-Bahn ziehen. Meinem Mann stand die Panik im Gesicht geschrieben, ich konnte immer nur denken: wenn jetzt die Bahn losfährt, reißt sie ihn in den Spalt und unter die Bahn. Da das Ganze in der Kurve war, denke ich, konnte der Fahrer nichts bemerken.
Da dann die S-Bahn losfuhr, fiel mein Mann auch noch durch den ersten Teil des Abteils (mit seitlichen Sitzen) – ich bekam ihn dann mit Mühe zum Sitzen (durch das Anfahren gelang es zunächst nur mit dem halben Körper).
Die Folge? Wir sind nie wieder mit der S-Bahn von oder nach Rommelshausen gefahren – und sie sollte Teil unserer Beweglichkeit und Unabhängigkeit sein!
Wenn wir gezwungen waren, aus Richtung Stgt. mit der S-Bahn zu fahren, sind wir in Waiblingen ausgestiegen und von dort mit dem Taxi nach Rommelshausen weitergefahren.
Dadurch, dass wir nie ein Auto hatten, sind wir sehr, sehr viel mit der Bahn gefahren (besitzen seit vielen Jahren beide eine BahnCard) – innerhalb Stuttgarts und Umgebung mit der SSB. Und wir sind entsetzt, dass es solche Bahnhöfe noch gibt, wo sämtliche Unfallgefahren missachtet werden. Zumal die Bahn mit ihrem Komfort und den auf die Belange ihrer Reisenden abgestellten Umbauten der Bahnhöfe wirbt.
Und wenn man dann noch lesen muss, dass die Schwierigkeiten ‚ja nur diejenigen betrifft, die eine Seh- oder Gehbehinderung haben‘. Das stimmt natürlich so nicht (alleine die Äußerung ist wenig einfühlsam und frech), es betrifft auch Fahrgäste mit Kinderwagen, mit Gepäck, mit Rollator oder des Nichtvermögens eines Sprunges von der S-Bahn (wobei alle vier Genannten durchaus beweglich sein können).
Während in Stuttgart die Bahnsteige so umgebaut werden, dass ein ebenes Einsteigen ermöglicht wird, scheinen Fahrgäste aus dem Umland einer entspr. Ausgabe nicht wert. Und da es hier sehr viele Pendler gibt, ist es eine Diskriminierung der betroffenen Bevölkerung.
Aber nicht genug damit: wir haben also auch versucht, mit dem Bus zu fahren. Hier ergibt sich ein ähnliches Bild.
Da mein Mann seine Behandlungen in der Nähe des Kreisverkehres hat, sind wir des öfteren bis zur Haltestelle „Unter den Arkaden“ gefahren. Dort hält der Bus in der Kurve, man muß herunterspringen und dabei aufpassen, nicht in den Spalt zwischen Bürgersteigkante und Bus zu treten. Für meinen Mann höchster Stress, verbunden mit Ängsten und nur mit Hilfestellung möglich. Es gibt Niederflurbusse oder solche, die abgesenkt werden können.
Das gleiche Bild ist an der Haltestelle Rumold-Realschule (Richtig Stetten), unwesentlich besser an der Karlstr. Also haben wir das Busfahren auch aufgegeben und sind von der angestrebten Unabhängigkeit in volle Abhängigkeit von Gutmeinenden oder ins teure Taxifahren geraten.
Ich persönlich bin noch sehr gut „zu Fuß“, dadurch, dass mein Mann aber meine Begleitung benötigt, und ich die Mängel der öffentlichen Verkehrsmittel nicht ausgleichen kann, voll mit in die Abhängigkeit geraten. Wir fühlen uns an den Rand gedrängt (wir sind es auch) und sehen keine Möglichkeit, dies zu ändern.
Ihnen und Ihrer Gruppe wünschen wir natürlich alles Gute, viel Erfolg,
und danken Ihnen sehr, dass Sie sich offensichtlich um die Belange von Schwächeren oder in Teilen Schwachen kümmern.
Danke und freundlichen Gruß
Traute Peters