K21 Kernen für Mitteilungsblatt Kernen Nr. 44-23 vom 1.11.23 BerichtReicherter

Schaden in der Oberleitung

Dieser Beitrag wurde vom Rathaus Kernen komplett zensiert
Die folgende Geschichte schrieb uns Dieter Reicherter, Sprecher des
Aktionsbündnisses gegen Stuttgart21 und leidenschaftlicher Bahnfahrer.
Alle erwähnten Personen und Ereignisse haben einen lokalen Bezug zu
unserem Verein Kernen21.
Reicherter [zu Gast am 24.2.23 in der Glocke] wollte am So, 22.10. per
Bahn die Lenk-Ausstellung in Überlingen besuchen. [Peter Lenk hat die
berühmte S21-Statue „Der schwäbische Laokoon“ vor dem Stadtpalais
geschaffen, für deren Herstellung K21 massiv gespendet hat]. Außerdem
trat Lenk in Klaus Gietingers Film „Das trojanische Pferd“ auf [gezeigt
am 22.11.21 in der Glocke], mit deutlichen Worten über die Unfähigkeit
der Chefs der Deutschen Bahn (DB).
Reicherter schreibt: „Ich fuhr von Backnang mit dem Regionalzug zum
Hauptbahnhof Stuttgart. Von dort sollte es mit dem Regionalzug nach
Friedrichshafen weitergehen. Anzeigen im Hbf und Auskunft im
DB-Navigator: alles bestens. Nur leider kein Zug am Gleis und keine
Durchsage. Ein Bahnmitarbeiter erklärt, wegen eines „Schadens in der
Oberleitung“ [Titel eines Buchs von Arno Luik, am 16.7.23 in der Glocke
zu Gast] könnten keine Züge mehr Richtung Ulm fahren. Dabei zeigte er in
Richtung auf die S21-Baugrube und meinte, das komme davon, wenn man dort
alles Geld vergrabe. Seine Empfehlung: mit der S-Bahn nach ES fahren.
Dort strandeten mit mir Hunderte anderer verzweifelter Reisender. Für
Stunden würden keine Züge mehr fahren. Und kein Ersatzverkehr. Dann –
zumindest für mich – die Rettung, unseren Freunden von Kernen21 sei
Dank: Sie hatten vor Jahren den Expressbus X20 vorgeschlagen und
durchgesetzt. Mit diesem konnte ich tatsächlich bis WN und am Ende einer
5-stündigen Odyssee mit der S-Bahn wieder nach Hause fahren. Ohne
Lenk-Ausstellung.“
Leider ergeht es so oder so ähnlich jeden Tag Reisenden mit der DB. Eine
absolute Zumutung.

Hier der vollständige Bericht von Dieter Reicherter:

Wie sich die Deutsche Bahn AG an Peter Lenk rächte

Der Bildhauer Peter Lenk hat sich mit zahlreichen Kunstwerken großes
Ansehen verschafft. Man denke nur an seine zum Wahrzeichen von Konstanz
gewordene „Imperia“. Bei der Deutschen Bahn und den Verantwortlichen für
Stuttgart 21 hat er sich jedoch mit seiner Skulptur „Der schwäbische
Laokoon“ als „ Chronik einer grotesken Entgleisung“ eher unbeliebt
gemacht. Erst recht aber mit seinen deutlichen Worten zum Murksprojekt
im Film „Das trojanische Pferd“ des bekannten Regisseurs Klaus
Gietinger.

Genügend Gründe für mich, die Ausstellung über Peter Lenks Werke in
Überlingen zu besuchen. Eigentlich hatte ich Donnerstag, 19. Oktober
2023, für den Tagesausflug aus dem Schwäbischen Wald mit der Bahn
vorgesehen. Die Arbeit an einem dringenden Schriftsatz an den
Verwaltungsgerichtshof zum Brandschutz- und Rettungskonzept der Bahn bei
Stuttgart 21 verhinderte das. Darin bezweifelte ich die Behauptung der
Bahn, falls in einem S21-Tunnel ein brennender Zug liegen bliebe,
könnten die Reisenden in 15 Minuten evakuiert werden. Meine Zweifel
sollten sich bald als berechtigt erweisen. Die Reise nach Überlingen
verschob ich auf Sonntag, 22.10.2023, den allerletzten Tag der
Ausstellung. Mit dem Auto bis Backnang und weiter mit dem Regionalzug
zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Von dort sollte es mit dem Regionalzug
nach Friedrichshafen weitergehen. Anzeigen im Hauptbahnhof und Auskunft
im DB- Navigator: alles bestens. Nur leider kein Zug an Gleis 15 und
keine Anzeige oder Durchsage. Ein Bahnmitarbeiter erklärte mir, wegen
eines Schadens in der Oberleitung könnten vom Hauptbahnhof keine Züge
mehr in Richtung Ulm abfahren. Dabei zeigte er in Richtung auf die
S21-Baugrube und meinte, das komme davon, wenn man dort alles Geld
vergrabe.
Damit hatte er Recht, mit seiner Empfehlung, mit der S- Bahn nach
Esslingen zu fahren, leider nicht, obwohl das kurz darauf auch als
Lautsprecherdurchsage kam. Ich hätte gewarnt sein müssen. Denn der
vielfach ausgezeichnete Journalist Arno Luik hat sich mit einem Buch ein
bleibendes Denkmal gesetzt.
Treffend deckt er darin Lügen und katastrophale Mängel des Projekts
Stuttgart 21 auf. Der Titel des Buches: „Schaden in der Oberleitung“.
Heute weiß ich, was mir der Mitarbeiter damit sagen wollte: Vertraue nie
der Bahn. Denn mittlerweile ist mir klar, dass Peter Lenk aus Rache um
die Freude meines Besuches gebracht werden sollte. Eine wichtige Rolle
spielt dabei der Vogel, welcher laut Zeitungsberichten einen Kurzschluss
auslöste. Inzwischen ist bekannt, dass es sich dabei um den Geier Lutz
handelt. Er ist derselbe, der in den letzten Jahren mutwillig immer
wieder solche Kurzschlüsse verursachte und die – wie Benutzer der
Stuttgarter S-Bahn bestätigen können – topmoderne Infrastruktur der Bahn
jeweils für Stunden bis Tage lahmlegte. Laut Stuttgarter Zeitung
erklärte die Bahn dazu, das Reißen von Oberleitungen komme „ab und an“
vor. Einen Plan für diesen Fall hat sie trotzdem nicht. Wer außer der
Bahn hätte ahnen können, dass der Auftragsterrorist Lutz sein Werk
zwischen Esslingen und Plochingen vollenden würde? Die im Esslinger
Bahnhof gestrandeten Menschenmassen jedenfalls nicht. Sonst wären sie in
Stuttgart geblieben.
Hätte ich gewusst, dass Rache an Peter Lenk der Grund war, hätte ich
mich stellvertretend bei jedem Einzelnen entschuldigt. So aber konnte
ich mich nur einmal mehr als Lotse betätigen, als klar wurde, dass der
Bahnverkehr total eingestellt war und es Stunden dauern würde, um mit
einem Zug wegzukommen. Als Wegweiser und Seelentröster habe ich mich
schon bei der elfwöchigen Vollsperrung der Bahnstrecke zwischen Bad
Cannstatt und Waiblingen bewährt.

Unter den vielen Verzweifelten eine Gruppe junger Frauen zum Flughafen
(Bus nach Ruit, Weiterfahrt mit der Stadtbahn), eine Heilbronnerin (Bus
nach Stuttgart-Hedelfingen und weiter mit der Stadtbahn), Hunderte auf
der Suche nach dem Bussteig für den in der S1 angekündigten
Schienenersatzverkehr, der leider nicht kam. Etwas versteckt an der
Bahnhofsrückseite fand sich sogar ein kleiner Raum zum Kontakt mit einem
Videoassistenten. Der einzige Bahnmitarbeiter im Bahnhof der
90.000-Einwohnerstadt, wenn auch nur auf einem Bildschirm. Leider ertrug
er den Anblick der auf ihn wartenden Schlange nicht und hängte sich
alsbald auf. Verzeihung, nur die Internetverbindung hängte sich auf.
Aber für die Auskunftssuchenden machte das keinen Unterschied. Denn die
Anzeigen am Bahnhof kündigten immer wieder Züge an, die auf mysteriöse
Weise wieder verschwanden, und der DB-Navigator war wie immer keine
Hilfe.
In der Stuttgarter Zeitung war später als Stellungnahme der Bahn zu
lesen: „Während der Zeit der Reparatur hätten Bahn-Mitarbeiter die
Passagiere über die Beeinträchtigungen und den Grund dafür informiert.“
Wo das war, wurde leider nicht berichtet. Jedenfalls nicht in Esslingen.
Dann für mich die Rettung. Unseren Freunden von Kernen 21 sei Dank: Sie
hatten vor Jahren eine Expressbus-Linie von Waiblingen nach Esslingen
vorgeschlagen und durchgesetzt. Mit dem Expressbus kam ich tatsächlich
nach Waiblingen und konnte mit der S-Bahn zurück nach Backnang fahren.
Nach gut viereinhalb Stunden war mein denkwürdiger Ausflug zum Bahnhof
Esslingen beendet.
In einem Anfall von Wahnsinn habe ich unmittelbar nach der Heimkehr eine
Reise mit der Bahn nach Paderborn gebucht. Den Kommentar meiner Tochter

  • Dir ist nicht mehr zu helfen! – habe ich nicht verstanden. Hinweis für
    Geier Lutz: Zur Verhandlung über unsere Brandschutzklage am 21.11.2023
    um 14 Uhr beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim werde ich mit dem Auto
    fahren. Als Kläger will ich dabei sein
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